Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Christina Porod · 15. Mai 2013 · Aktuell

Die SiegerInnen des Hohenemser Literaturpreises 2013 stehen fest

Der “Hohenemser Literaturpreis für deutschsprachige AutorInnen nichtdeutscher Muttersprache”, der auf eine Idee von Michael Köhlmeier zurückgeht, wird alle zwei Jahre international ausgeschrieben. Dafür konnten unveröffentlichte Prosatexte, die nicht nur migrantische Fragen behandeln, eingereicht werden, sondern die in freier Themenwahl das Ineinandergreifen verschiedener kultureller Traditionen und biographischer Prägungen vor dem Hintergrund einer sich ständig wandelnden Gegenwart thematisieren. In diesem Jahr sind 153 Einsendungen fristgerecht eingelangt.

Hauptpreis für Saša Stanišić


Die hochkarätig besetzte Jury mit Anna Mitgutsch, Michael Köhlmeier, Doron Rabinovici und Zafer Şenocak wählte aus den ihr anonym vorliegenden Texten „Frau Kranž malt ein Bild von Hier“ (Romanauszug) von Saša Stanišić für den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis.
Der 1978 in Višegrad (heute Bosnien-Herzegowina) geborene Stanišić, übersiedelte 1992 nach Deutschland und besitzt seit März 2013 die deutsche Staatsbürgerschaft. Bereits sein Aufsehen erregender Debütroman „Wie der Soldat das Grammofon repariert“ (Luchterhand 2006) erhielt zahlreiche Preise und wurde in 30 Sprachen übersetzt. Vor wenigen Wochen wurde er auch mit dem Döblin-Preis ausgezeichnet.

Die Jury begründet ihre Wahl: „Der Text besticht durch die klare Sprache und die Lakonie, wobei seine Stringenz nicht auf Kosten schöner Bilder geht. Er sucht eine Erzählform, in der die Frage nach der Heimat auf eine neue Art gestellt wird. Eine Malerin wird in wenigen Strichen dargestellt und gleichzeitig ein Artikel über sie in der Erzählung widergespiegelt. Es ist ein Text mehrfacher Brechungen, zwischen Fremde, Heimat und Dasein. Der traurige Hintergrund wird mit einer wunderbar witzigen Leichtigkeit erzählt.“

Anerkennungspreis für Léda Forgó


Léda Forgó erhält für „Seitenschlag“ den Anerkennungspreis in Höhe von 3.000 Euro.
Die 1973 in Nordungarn geborene Forgó kam 1994 nach Deutschland. Seit 2000 veröffentlicht sie literarische Texte. Ihr Roman „Vom Ausbleiben der Schönheit“ wurde 2010 bei Rowohlt verlegt.

Die Jury zu ihrer Entscheidung: „Dies ist eine einsame, überraschende, unvergleichliche Prosa. Die Einsamkeit vermittelt sich über die Figuren, die sanft eingebettet scheinen in ihre Welt, und dennoch an keine andere angrenzen. Dies erweckt den Eindruck einer lautlosen, gläsernen Welt – schön und unnahbar. Überrascht werden wir von der Sprache. Ungewöhnliche Worte und Wortverbindungen heben uns – wieder sanft – aus unseren gewohnten Sprachfeldern. So leicht und transparent bewegen sich diese Sätze, und doch sind sie widerstandsfähig, bisweilen hart, sogar grausam.“

Programm zur Verleihung


Am 28. Juni um 19 Uhr findet im Salomon-Sulzer-Saal ein Abend statt, der jungen LiteratInnen und MusikerInnen ein Forum bietet. Bei der Preisverleihung am 29. Juni um 19 Uhr lesen die PreisträgerInnen nach der Begründung der Jury ihre Texte im Salomon-Sulzer-Saal. Abschließend findet am 30. Juni um 11 Uhr eine Lesematinee mit den PreisträgerInnen im Federmann Kultursaal statt.

 

Der Eintritt zur Preisverleihung am 29. Juni ist frei. Eine Anmeldung bis Freitagmittag, den 28. Juni ist dennoch erforderlich: martin.hoelblinger@hohenems.at, Tel. 05576/7101-1131