Malerin und Illustratorin Sigrid Hutter †
Die 1968 in Bregenz geborene und in Feldkirch arbeitende Künstlerin und Illustratorin Sigrid Hutter ist vor allem mit ausdrucksstarken Porträt- und Landschaftsgemälden bekannt geworden. Aber auch mit Aktbildern sowie mit sogenannten „Motorcycle Diaries“, die in engem Zusammenhang mit ihrer Leidenschaft zum Motorradfahren zu sehen sind. Hutter dazu: „Motorradfahren als Leidenschaft findet selbstverständlich auch Eingang in meine Kunst. Ob als freie Komposition auf Leinwand - oder meist Auftragsarbeiten auf Papier - die Schönheit der Technik fasziniert mich immer wieder aufs Neue.“
Der Darstellung von individuellen Menschen gingen stets längere Gespräche hervor, um Gefühlen, Stimmungen und Charaktereigenschaften auf die Spur zu kommen. Dementsprechend wirken ihre expressiven Portäts, die bevorzugt mit Acryl auf Leinwand umgesetzt wurden, denn auch mal bedrückend oder heiter, verschlossen oder offen, melancholisch oder nachdenklich.
Das malerische Handwerk erlernt hat die ausgebildete Textildesignerin unter anderem an der Salzburger Sommerakademie in der Klasse von Xenia Hausner, der Tochter des Malers Rudolf Hausner, der als einer der wichtigsten Vertreter des Österreichischen Phantastischen Realismus gilt. In der Folge war Hutter dann als Assistentin von Xenia Hausner tätig. Hausner schrieb über die Feldkircher Künstlerin: „Sigrid Hutter fängt Augenblicke der Nachdenklichkeit ein, der Selbstbesinnung, der versammelten Ruhe, als wäre das ein Atemholen, ein kurzes Innehalten, um sich dann wieder neuen Aufgaben zu widmen. (…) Das ist die Wiederkehr des uralten Bedürfnisses, sich zu sehen, sich auf die Spur zu kommen, sich zu erkennen, um sich zu verstehen. Der Maler sucht in der Reduktion auf das Wesentliche die Wahrheit des Augenblicks zu bannen.“
Von 2013 bis 2016 erstellte Sigrid Hutter im Auftrag von BMW insgesamt 144 Motorradgrafiken von historischen Bikes für den „Concorso d’Eleganza Villa d’Este“, einer Ausstellung für Oldtimer am Comersee. Teils schlechte Fotovorlagen setzte sie mittels Editierstift und Wasserfarben akribisch genau fotorealistisch aufs Papier.
Arbeiten von Sigrid Hutter sind derzeit in der Artenne Nenzing im Rahmen der Ausstellung „Und so den Raum betrat, auf 47stem Breitengrad“ (noch bis 6. August) neben Werken etwa von Oswald Oberhuber, Hubert Matt, Nita Tandon, Adalbert Fessler, Rainer Schneider, May-Britt Nyberg Chromy oder Alois Galehr zu sehen. Außerdem auch im Kunsthaus Weiz anlässlich der Schau „Art on Paper“, an der etwa auch Tone Fink oder Alfred Hrdlicka partizipieren (noch bis 19. August). Und die Erlas Galerie in Traunkirchen gibt von 29. September bis 28. Oktober einen breiten Werkeinblick in das Schaffen der Künstlerin. Die Eröffnungen alle dieser Ausstellungen hat und wird Sigrid Hutter nicht mehr erleben. Aufgrund eines Krebsleidens verbrachte sie die letzten Wochen im Landeskrankenhaus Feldkirch. Am Freitag (14. Juli) nun hat sie den Kampf gegen die heimtückische Krankheit verloren.
Wie die Journalistin und engste Vertraute von Sigrid Hutter, Andrea Fritz-Pinggera, im Rahmen der Reportage „Mit Pinsel und Mut gegen den Krebs“ in der Vorarlberger Straßenzeitung „Marie“ (Ausgabe Juli-August 2017) schreibt, hatte sich die Künstlerin zu ihrem 40. Geburtstag beide Arme mit einem Zitat, das Michelangelo zugeschrieben wird, tätowieren lassen: „Reiß aus der Glut mich und von ihr getrennt muss an das Lebens Bächen ich verderben. Ich nähr' mich nur von dem was glüht und brennt und leb' von dem, wovon die anderen sterben.“ Bemerkenswerte Sätze, die die operierenden Ärzte und Schwestern im Krankenhaus wohl in arges Staunen versetzt haben müssen.