Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Thorsten Bayer · 21. Mär 2013 · Ausstellung

„Vorarlberg – ein Making of“ und „Sein & Mein“ – Das vorarlberg museum präsentiert seine ersten Ausstellungen

Auf den Tag genau drei Monate vor seiner Eröffnung am 21. Juni 2013 gaben die Verantwortlichen des vorarlberg museum in Bregenz einen Vorgeschmack auf zwei der insgesamt fünf Ausstellungen zum Start: „Vorarlberg – ein Making of“ sowie „Sein & Mein“, die sich den vierten Stock des Neubaus teilen. Die Kosten für das Großprojekt, inklusive der ersten Ausstellungen, bleiben mit 35,3 Millionen Euro im Soll, sagte Werner Döring, Geschäftsführer der Kulturhäuser-Betriebsgesellschaft (KUGES).

Der Hausherr war bester Laune und zu einigen Wortspielchen aufgelegt. Dabei machte Andreas Rudigier vor seinem eigenen Nachnamen nicht halt: „Der zweite Teil lautet ja ‚Gier’ und ich bin auch schon richtig gierig auf die Besucher im Juni und auf ihre Reaktionen“, sagte er mit gewinnendem Lächeln. „Samuel lässt ein Museum bauen“, ist auf der Titelseite des Museumsfolders zu lesen, als Reverenz an den Textilfabrikanten Samuel Jenny, der im Jahr 1902 den Grundstein für den ersten richtigen Museumsbau legte.

„Das könnten wir auch umformulieren“, sagte der Museumsdirektor und blickte dabei zu seiner Nachbarin am Podium, der scheidenden Kulturlandesrätin Kaufmann, „und zwar in ‚Andrea lässt ein modernes Museum bauen.’“ Andrea Kaufmann ihrerseits freute sich, mit dem vorarlberg museum „das letzte Glied der Bregenzer Kunstmeile schließen zu können.“ Sie erwarte einen lebendigen Ort der Begegnung. Groß sei der Wunsch der Landesregierung, sich stark mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen.

„Vorarlberg – ein Making of"


Viele Anstöße dazu bietet ihnen die Ausstellung „Vorarlberg – ein Making of“, in den Worten des Kurators und Projektleiters Markus Barnay „die Kernausstellung“ im neuen Museum. Sie ist eine Mischung aus dem reichhaltigen eigenen Fundus und Leihgaben. Daher ist auch die Laufzeit mit „ca. fünf Jahre“ nur grob umrissen: Einige externe Stücke werden nur ein oder zwei Jahre in Bregenz zu sehen sein. Inhaltlich will sie Erklärungen für Fragen finden wie: Wie wurde die Region, in der sich das heutige Vorarlberg befindet, zu dem, was heute wahrnehmbar ist? Wie könnte es dazu gekommen sein und wohin könnte sich die Region entwickeln? Statt unumstößlicher Wahrheiten liefert Barnay mit seinem Team Thesen wie beispielsweise „Bayern hat Vorarlberg erst möglich gemacht“. Weitere Themen sind etwa Wanderarbeiter, wirtschaftliche Brüche oder Feudalismus.

Sein & Mein"


Anderen Fragen geht eine zweite Ausstellung in dem neuen Format SICHTEN auf den Grund: „Wie klingt Vorarlberg?“ „Das Hören ist bislang ein in Museen häufig vernachlässigter Sinn“, erklärte dazu Kurator und Projektleiter Bruno Winkler. Vorarlberger selbst kommen zu Wort. Ein inhaltliches Motiv zieht sich durch die gesamte Ausstellung: Ungehörtes und Verschüttetes, Vielstimmiges und Einfältiges, Verdrängtes und Neuentdecktes. An die Stelle von klassischen Interview-Situationen oder Informationen via Audioguide tritt das freie Erzählen, die „Erzählautonomie“ (Winkler).

Es gibt abgetrennte Hör-Inseln, Zonenbeschallung und Raumklang; also „akustische Spots“, bei denen Besucher unbemerkt das Signal dazu geben, typische Flüche oder Dialekt-Sager abzuspielen. Die Herausforderung liege für Winkler vor allem darin, eine Komposition, ein differenziertes Bild zu schaffen – statt eines schlecht bekömmlichen Klangbreis.

 

Überblick über die ersten Ausstellungen

Buchstäblich Vorarlberg
Die Sammlung des vorarlberg museum, alphabetisch geordnet, in 26 Objektgruppen
Projektleitung: Andreas Rudigier
2. Obergeschoss, Seeseite

Lustenau Lagos African Lace
(Textil-)Geschichte zwischen Vorarlberg und Nigeria
Projektleitung: Theresia Anwander
3. Obergeschoss, Seeseite

Römer oder so

Archäologische Ausstellung zum Gräberfeld in Brigantium
Speziell für junge MuseumsbesucherInnen
Projektleitung: Lisa Noggler-Gürtler, Gabriele Rath (Rath & Winkler)
3. Obergeschoss, Kornmarktseite

Vorarlberg – ein Making of
Kritische Reflexion über die Geschichte Vorarlbergs
Projektleitung: Markus Barnay
4. Obergeschoss, Seeseite

Sein & Mein

Ein Land als akustische Passage – „Vorarlberg zum Hören"
Projektleitung: Bruno Winkler (Rath & Winkler)
4. Obergeschoss, Kornmarktseite

www.vlm.at