"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Karlheinz Pichler · 01. Nov 2012 · Ausstellung

Das Augenzwinkern als künstlerische Waffe

Die Ausstellung "Don´t Smile. Vom Humor in der Kunst", die noch bis 20. Jänner im Kunstmuseum Vaduz läuft, spürt einem leisen, subversiven und auch einem trockenen und selbstreflexivem Humor in der Kunst nach. Einem Humor, der Sprache, Logik, Gesellschaft, den Alltag und das System Kunst augenzwinkernd und ernsthaft zugleich betrachtet.

Als eine Art Leitmotiv stellt Kuratorin Christiane Meyer-Stoll ein Zitat von Sir Peter Ustinov der Ausstellung sinnbildlich voran: "Humor ist einfach eine komische Art, ernst zu sein." Entstanden ist die thematische Werkschau in enger Zusammenarbeit mit den sieben Kunstschaffenden Josef Dabernig, Rainer Ganahl, Bethan Huws, Anna Kolodziejska, Vaclav Pozarek, Kay Rosen und Eran Schaerf. Ihnen allen ist jeweils ein halber Raum gewidmet, den sie dazu nutzten, eigene Interpretationen zum Thema zu entwickeln. Entstanden sind solcherart atmosphärisch dichte Erzählungen, die teils aus gegensätzlichen, teils aus ähnlichen Reservoirs gespeist werden.

Dada lässt grüßen

Dazwischengestreut sind Referenzwerke früherer Künstlergenerationen wie etwa von Marcel Duchamp, René Margritte oder Kurt Schwitters. Künstler, die listigen Fallenstellern ähneln und auf raffinierte und schräge Art Fragen an die Wahrnehmung, an die Kontextualisierung, die Sprache als künstlerisches Bildmittel oder an die Kunst des Denkens stellen. Gerade die Dadaisten wie Schwitters und Co nahmen anfangs des 20. Jahrhunderts den akademischen Kunstbetrieb "ernsthaft" auf die Schippe und warfen Fragen auf, die die Kunst bis in die Gegenwart beschäftige. Schwitters war Maler, Dichter, Werbegrafiker und Künstler, der unter dem "Label" MERZ ein dadaistisches Gesamtweltbild kreierte. Der deutsche Künstler zu seinem MERZ.Konzept: "Ich nannte meine neue Gestaltung mit prinzipiell jedem Material MERZ. Das ist die zweite Silbe von Kommerz. Es entstand beim MERZbild, einem Bilde, auf dem unter abstrakten Formen das Wort MERZ, aufgeklebt und ausgeschnitten aus einer Anzeige der KOMMERZ- UND PRIVATBANK, zu lesen war."

Neben diesen frühen Positionen finden sich aber auch Beispiele des künstlerischen Aufbruchs der 1960er Jahre mit John Baldessari, Joseph Beuys, Marcel Broodthaers, Robert Filliou und Anne Marie Jehle in der Ausstellung wieder. Insgesamt vereint die Ausstellung 119 Werke, die alle Sinne des Betrachters beanspruchen.

Zigarre rauchende Mona Lisa

Mit Anne Marie Fehle und Rainer Ganahl sind zwei Kunstschaffende Vorarlberger Provenienz in "Don't Smile" mit eingebunden. Von der 1937 in Feldkirch geborenen und vor 12 Jahren in Vaduz verstorbenen Künstlerin Fehle ist beispielsweise eine eigenwillige Überarbeitung des weltberühmten Porträts "Mona Lisa" von Leonardo da Vinci zu sehen. Fehle hat dieser Mona Lisa eine Zigarre in den Mund collagiert, die sich im Hinblick auf die Entstehungszeit auch als Joint interpretieren ließe. "Wahrscheinlich aber ist hier die Zigarre als emanzipatorisches Attribut gemeint, als humorvolle Steigerung des in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Gertrude Stein in Paris gerauchten Zigarillos," schreibt Dagmar Streckel im Begleitbüchlein zur Ausstellung. Dazu muss man wissen, dass Fehle zu den ersten Künstlerinnen zählte, die das Thema "Emanzipation" offen in ihren Werken zur Diskussion stellte.

Von dem aus Bludenz stammenden Rainer Ganahl, der immer wieder aktuelle politische, gesellschaftliche und sozio-ökonomische Zustände als Ausgangspunkt seines Schaffens wählt, sind unter anderem Werke vor Ort, in denen er sich mit Karl Marx und der chinesischen Sprache auseinandersetzt. Mit "anonym, Vorarlberg. 20. August 2012" gibt es auch einen konkreten Vorarlberg-Bezug. Es handelt sich dabei um eine zweiteilige Fotografie aus der Serie "Vorarlberger Kinder von marokkanischen Besatzungssoldaten".

"Don' Smile" ist eine in gleichem Maße anspruchsvolle und interessante wie unterhaltsame Ausstellung. Noch im Laufe des Novembers soll das entsprechende Katalogbuch dazu erscheinen.

Dont'Smile. Vom Humor in der Kunst
Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz
Bis 20. Jänner 2013
Di-So 10-17
Do 10-20
www.kunstmuseum.li