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Karlheinz Pichler · 31. Mai 2014 · Ausstellung

Die Farbe und ihre Durchlässigkeit – Plexiglasarbeiten von Paolo Masi in der Galerie allerArt Bludenz

Die ersten Arbeiten des mittlerweile 81-jährigen Künstlers Paolo Masi entstanden in einem künstlerischen Klima, als noch der strenge Konzeptualismus und die Selbstkritik en vogue waren. Die Werke Masis wurden damals der „analytischen Malerei“ zugeordnet. Er reflektierte in ihnen bereits die Prozesse des Malaktes, bevor noch vom „Action Painting“ überhaupt die Rede war. In seiner aktuellen Solo-Ausstellung in der Bludenzer Galerie allerArt präsentiert er nun Werke auf Plexiglas, in denen er sich mit Farbe und Transparenz auseinandersetzt.

Anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums lud die in der Bludenzer Remise untergebrachte Galerie allerArt vor genau einem Jahr eine Reihe von florentinischen Künstlern wie Antonio Catelani, Paolo Parisi, Daniela de Lorenzo und Carlo Guaita zu einer Gruppenschau nach Bludenz. Sie alle wurden bereits auch in Einzelpräsentationen in Bludenz gezeigt. Mit dabei war vergangenes Jahr erstmals auch Paolo Masi, ebenfalls ein Arrivierter aus der Stadt am Arno. Dieser „Neue“ (obwohl schon über 80) im Bund, Paolo Masi, gehört wie die anderen zum Florentiner Künstlerverein und dem Kunstraum „Base“, in dem auch schon Ingo Springenschmid und Rainer Ganahl ausgestellt hatten. „Base“ wurde einzig zur Förderung zeitgenössischer Kunst aus der Taufe gehoben. Konsequenterweise wird nun auch das Schaffen Masis in einer Einzelausstellung bei allerArt tiefgründiger thematisiert.

Durch die Schichten dringen


Masi war stets ein Vertreter der abstrakten Malerei. Seit der Jahrtausendwende bemalt er regelmäßig Glas oder Plexiglas und verwendet dafür bevorzugterweise „paint spray“, also Acryl-Spray wie er auch von den Graffiti-Sprühern eingesetzt wird. Aber auch andere technische Mittel sind ihm willkommen, wenn sie ihm dienlich dazu erscheinen, die Beziehungen zwischen Farbe und Transparenz auszuloten. Beispielsweise die „Abklatschtechnik“, mit Hilfe derer er auf Kartons aufgebrachte Farbe auf das Plexiglas abfrottiert.

Masi wartet im allerArt mit einer Installation von fünf mal vier Farbstreifen auf, die leicht angeschrägt vertikal gehängt sind, und sich in einem anmutigen Farbspiel auf dem polierten Parkettboden des kleinen Kunstraumes widerspiegeln. Dieser Wand gegenüber dann eine Zeile mit gleichformatigen Werken aus unterschiedlichen Serien, die sämtlich durch ihre Perfektion der Ausführung und Masis Gespür für Farbe bestechen. In einem weiteren Komplex bezieht Masi die Wand und den Umraum noch stärker mit ein, als bei den anderen Werken. Diese in Schwarz-Weiß gehaltenen Exponate sind von besonderer Durchlässigkeit und von fast poetischer Qualität. Die Farbe ist ziseliert in feinen horizontalen Linien aufgetragen, wie aufgetröpfelt, an Schriftbilder erinnernd, und filigrane Schatten auf die Wand dahinter werfend, um von dort wieder zurückgeworfen zu werden. Hinzu kommen die durch Spiegelung hinzuaddierten Überlagerungen von Raum und Betrachter. Masi erklärt dazu in holprigem Deutsch: „Es ist keine Verheimlichung dessen, was an der Unterseite sichtbar geblieben ist. Es ist eine Schichtung dessen, was dazu tendiert aufzutauchen und offensichtlich zu werden.“

Paolo Masi
allerArt Bludenz
Bis 22.6.2014
Mi-So u. Fe 15-18
www.allerart-bludenz.at