Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Karlheinz Pichler · 12. Okt 2014 · Ausstellung

Große Gesten in vitaler Farbigkeit - Martin Frommelt im Feldkircher Palais Liechtenstein

Großformatige, von vitaler Farbigkeit geprägte Malereien des liechtensteinischen "Altmeisters" Martin Frommelt besetzen derzeit die Ausstellungsräume des Feldkircher Palais Liechtenstein. Die ausgestellten Werke sind großteils in den vergangenen vier Jahren entstanden und beziehen sich auf drei monumentale Zyklen von Druckgrafiken, die dem Künstler unter anderem in den 1990er-Jahren eine große Ausstellung im Kunsthaus Zürich eingebracht haben.

Obwohl der in Schaan lebende und arbeitende Künstler Martin Frommelt bereits 81 Lenze zählt, wirken seine neuesten Acryl-Bilder, deren Ausmaße bis zu drei mal drei Meter und mehr erreichen, noch immer jugendlich frisch und vital. Ja, sie strotzen vor Farbigkeit und Ausdrucksstärke. Ausgangspunkt für diese „Farbräusche“ bilden drei frühere Zyklen von Druckgrafiken, die für das Gesamtwerk Frommelts entscheidend sind.  Der erste davon betitelt sich „Die Apokalypse nach Johannes“. Der Liechtensteiner arbeitete fast zehn Jahre daran, ehe er diese seriell gefertigten Holzschnitte zum Thema „Transzendenz“ 1970 der Öffentlichkeit präsentierte. Für das zweite vielteilige grafische Großwerk „Vähtreb-Viehtrieb“, das 1986 erschien, investierte Frommelt weitere acht Jahre. Er erzählt darin in expressiver Tiefdrucktechnik vom kargen Leben der Viehhirten in den Alpen. Nach erneut zehn Jahren Schaffenszeit vollendete der Schaaner 1999 seinen umfassenden Radierungszyklus „Creation – Fünf Konstellationen zur Schöpfung“ (1989-1999). Der Künstler spürte darin den gestalterischen Erscheinungsformen unserer natürlichen Umwelt und der visuellen Strukturen in der Kosmologie nach. Die Schöpfung, das Evolutionäre steht also im Zentrum, so wie auch bei der künstlerischen Produktion der Prozess des Agierens einen wesentlichen Aspekt ausmacht.

Malerei ermöglicht freie Lösungen


Mit Apokalypse, Vähtreb-Viehtrieb und Creation schuf Frommelt eine Trilogie, die ein umfassendes bildnerisches Statement zur Schöpfung und menschlichen Existenz für sich behauptet. Die neuen Gemälde verkörpern nun ein bewusstes Aufgreifen angestauter Anregungen aus diesen monumentalen Werkkomplexen, vor allem der „Creation“, wobei die Malerei für viel offenere Strukturen steht. „Die Malerei ermöglicht andere, freie Lösungen, wenn auch verwandte Grundgedanken zur seit einigen Jahren abgeschlossenen Grafikserie aufscheinen mögen“, betont der Künstler. Den direkten Vergleich zwischen Malerei und Druck kann der Betrachter im dritten Raum des Palais selber anstellen, hängen hier doch elf  Farbradierungen (Probedrucke) zum großen Zyklus „Creation – fünf Konstellationen zur Schöpfung“ .

Die schon durch ihre Größe von bis zu 10 Quadratmeter beeindruckenden Gemälde sind in einer großen Schlossereihalle entstanden, die der Künstler ab 2011 als „Sommeratelier“ benutzen konnte. Frommelt legte hier die Leinwand am Boden aus und bearbeitete sie mit großen Gesten mit langstieligen Walzen. Dann befestigte er die riesigen Baumwollstoffe an der Wand und brachte, oft auf einer Leiter stehend, mit breitem Pinsel die speziellen Akzente und den Feinschliff an. Wie Frommelt dabei genau vorgeht, kann anhand des Videos „Painting a Life“ nachvollzogen werden, das von seinem Sohn Sebastian Frommelt gedreht wurde und ebenfalls im Palais Liechtenstein zu sehen ist.

Email und Skulptur


Die letzten Jahre hat sich Martin Frommelt intensiv mit der Malerei beschäftigt. Davor widmete er aber auch der Email-Kunst über einen langen Zeitraum hinweg großes Augenmerk. Emaillieren ist für Frommelt „Malerei mit Feuer“, wie er im Gespräch mit KULTUR betont. Und es reize ihn dabei vor allem auch die Widerspenstigkeit des Materials und das Zusammenspiel von kontrollierter und zufälliger Formentstehung beim Zerfließen des Glaspulvers während des Brennvorgangs. Ein schönes Beispiel dieser Kunst („Ohne Titel“, 2004-2007, Email auf Kupfer) ist ebenfalls in Feldkirch zu betrachten. In der Zeit zwischen 2004 und 2007 sind insgesamt 63 Email-Stelen entstanden.

Und dass auch der skulpturale Raum bei Frommelt seinen Stellenwert hat, davon zeugt das Styropor-Modell einer zweiteiligen Skulptur, als männliche und weibliche, geschlossene und offene Form, im Eingangsbereich zur Ausstellung. Der Künstler hat mit diesem Entwurf im Jahre 1980 einen Wettbewerb zur Gestaltung des Vorplatzes der Liechtensteinischen Landesbank gewonnen. Es kam aber nicht zur Realisierung.