Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Karlheinz Pichler · 01. Mai 2013 · Ausstellung

Eine 12 Meter hohe Bienenwabenwand – Kunst-am-Bau-Projekt von Paul Renner für das Sozialzentrum Egg

Mit der Einweihung einer 12 Meter hohen Bienenwabenwand wurde vergangenes Wochenende die erste Bauphase des mehrstufigen Kunst-am-Bau-Projektes „Die Metapher vom Bienenstock“ von Paul Renner für das Sozialzentrum Egg abgeschlossen. In der Folge sollen in der Außenanlage der Einrichtung und unter Einbezug des angrenzenden Biomasseheizwerks weitere Etappen wie etwa eine Brunnenanlage, hängende Gärten, lebende Bienenstöcke und verschiedene Gemeinschaftseinrichtungen realisiert werden.

Für die Bienenwabenwand im Stiegenhaus des Sozialzentrums verwendete Renner Honig, Bienenwachs und Bienenwaben als „Baumaterial“. Der Künstler hat die Waben derartig übereinandergeschichtet, dass die äußere Struktur der über alle Stockwerke gehenden Anlage an eine Wand aus gebrannten Ziegelsteinen erinnert und in einem „warmen“ Kontrast zu den Sichtbetonwänden des Stiegenhauses steht. Laut Renner ergibt sich die unterschiedliche Farbigkeit der Waben durch die unterschiedliche Anzahl der Nistungen der Bienen. Je häufiger die Bienen in einer Wabe genistet haben, desto dunkler wird die Wabe. So reicht denn das Farbspektrum der einzelnen „Bausteine“ von einem milden Ocker bis zum „haptischen Schwarz“. Manche Waben sehen aus wie vom Feuer geschwärzt.

Material verweist auf Arte Povera


Mit seinen ausgefallenen und mitunter ausufernden „Fress- und Sauforgien“, die Renner mit konsequenter Regelmäßigkeit organisiert, setzt der Künstler in der letzten Zeit, die ökonomisch und gesellschaftspolitisch von der Eurokrise, von stark steigenden Arbeitslosenzahlen und immer mehr verarmenden Menschen geprägt ist, nicht gerade die richtigen Zeichen der Zeit. Auch wenn Bienen, respektive deren Honig-Produkte, auch mit Essen zu tun haben, greift Renner bei der Bienenwabenwand nun auf Materialien zurück, die durchaus auch auf die Arte Povera verweisen. Und er setzt damit eine Tradition von Künstlern wie Luis Benedit, Joseph Beuys oder eines Wolfgang Laib fort, die sich ebenfalls intensiv mit solchen Materialien beschäftigt haben.

Sozialstaat Bienenstock


Hintergrund der Idee zur Bienenwabenwand war laut Renner, den "Sozialstaat Bienenstock" als eine Metapher auf das Sozialzentrum darzustellen. Bestandteil dieser Metapher ist auch, dass der Künstler bereits von vornherein eine Vielzahl von weiteren Personen in die Arbeit miteinbezogen hat, angefangen von den HeimbewohnerInnen bis hin zu Spezialisten auf den Gebieten Landschaftsarchitektur, Imkerei und Bildhauerei.

Hängende Gärten


In der nächsten Bauetappe, die im Sommer gestartet wird,  soll das Kunstwerk um hängende Gärten und eine begehbare Brunnenanlage im Innenhof erweitert werden. Bei der Brunnenanlage handelt es sich um einen Baum, der von einem bienenstockförmigen Brunnen aus Tuff-Gestein umschlossen wird. Aufgrund vulkanischer Gaseinschlüsse ist Tuff häufig sehr porös. Renner baut auf dieses weiche Material, da sich die Oberfläche durch die Ablagerungen der Blätter des Baumes und anderem ständig verändert und die Haptik im Laufe der Zeit zunimmt. Tuff-Gestein gäbe es im Tobel zwischen Egg und Lingenau, da dieses Gebiet aber unter Naturschutz steht, importiert der Künstler das Gestein aus Italien.

Der nordwestliche Längsteil des Innenhofes wird von der „Außenhaut“ des Egger Biomassseheizwerks gebildet. Vom Flachdach dieses Gebäudes sollen nach dem Willen des Künstlers künftig verschiedenartigste Pflanzen - hängenden Gärten gleich - herunterwachsen. Wobei er die Bepflanzung professionellen Gartenarchitekten übertragen hat. Geht es nach den Plänen des Künstlers, so werden in diesen Gärten dann Bienenvölker eingesetzt, die von den BewohnerInnen des Sozialzentrums gepflegt werden. Womit sich der Kreis des „Sozialstaates Bienenstock“ wieder schließt.