Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Karlheinz Pichler · 12. Jul 2014 · Ausstellung

Endlich kehrt Optimismus in die Art Bodensee ein – Galeristen wie Organisatoren freuen sich über zahlreichen Besuch und gute Verkäufe

Im Rahmen der Preview am Donnerstag Abend wurde die Art Bodensee regelrecht von Kunstinteressenten überschwemmt. Auch der Freitag verlief überaus gut. Und wenn der Wettergott weiter so mitspielt und die Massen bis Sonntag weiter von Schwimmbädern und Bergen fernhält, dürfen die Veranstalter in diesem Jahr wohl mit einem Besucherrekord rechnen.

Der Weg in die zwei Dornbirner Messehallen, in denen die Kunstmesse Art Bodensee zum nunmehr 14. Male über die Bühne geht, führt in diesem Jahr an einer Reihe von Installationen vorbei. Etwa an LKW-Planen, die von der italienischen Künstlerin Esther Stocker mit schwarz-weißen Gitterstrukturen bemalt, zu knäuelartigen Objekten verformt und vor dem Eingang zur Art Bodensee platziert wurden. Oder an einer beeindruckenden Installation von Salzlecksteinen des Vorarlberger Künstlers Peter Lederer gleich nach dem Passieren der Kartenabreißer der Messe. Salzlecksteine haben eine stets gleiche quadratische Grundform. Die von Lederer gezeigten Salzsteine sind von den Zungen der Kühe sozusagen modelliert worden. In einem Bezugssystem von Größen und Formen entsteht gleichsam ein Ornament des Weggeleckten. Und dann direkt vor dem Eingang zur ersten Messehalle die installativ präsentierten Relikte einer Performance der brasilianischen Künstlerin Denise Palmieri. Palmieri hatte sich mit in Gips getränkten weißen Gewändern verhüllt. Im Verlauf der Performance entschlüpfte die Künstlerin jeweils den trocknenden Textilien. Übrig blieb eine dreiteilige Figurenformation, die die Umrisse der Künstlerin in verschiedenen Positionen konserviert. Die Aktion von Palmieri war übrigens Bestandteil des Performance Festivals „Caught in the Act“, das im Rahmen einer Kooperation mit der Akademie der Bildenden Künste Wien und den Dornbirner Kulturveranstaltern durchgeführt wird und auf die ganze Stadt verteilt ist.

Ideale Größe erreicht

Beim Gang durch die Messehallen fällt auf, dass das Niveau der partizipierenden Galerien gegenüber früheren Jahren deutlich gestiegen ist. Verantwortlich dafür ist in erster Linie die Art-Bodensee-Projektleiterin Isabella Marte, die seit ihrem Antritt in Dornbirn vor drei Jahren „minderwertige“ Galerien knallhart ausgemustert hat. Was dazu führte, dass die Messe zunächst auf 30 Aussteller schrumpfte. Aber nun scheint sich das Aussortieren bezahlt zu machen. Marte ist es heuer gelungen, 54 Galerien und 14 Institutionen aus sieben Ländern nach Dornbirn zu holen, die zusammen weit über 400 Kunstschaffende zeigen. Darunter auch viele neue Galerien wie etwa Jarmuschek + Partner aus Berlin oder die Galerie Eugen Lendl aus Graz. Marte gegenüber KULTUR: „Die Messe hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt, qualitativ und auch quantitativ. Wir haben für unsere zwei Hallen und zwei Foyers derzeit die ideale Größe und ein sehr gutes Angebot – von Klassischer Moderne bis Zeitgenössisch - erreicht.“

Auffallend ist auch, dass Vorarlbergs Galerienszene in einer lange Zeit nicht mehr gesehenen Geschlossenheit in Dornbirn vertreten ist. Die Bregenzer Galeristin Lisi Hämmerle etwa zeigt Arbeiten von Rainer Ganahl, Stoph Sauter, Ruth Schnell und schwerpunktmäßig Malereien der russischen Künstlerin Marina Koldobskaya. Während die Galerien Feurstein (Feldkirch), Arthouse (Bregenz und Dornbirn) und Hofsteig (Wolfurt) einen Querschnitt ihres Hausprogrammes mit dabei haben, setzt die Bregenzer K12 Galerie auf digitale und geometrische Kunst und die Harder Galerie.Z auf Zeichnungen und Skulpturen. Erstmals dabei ist der junge Lustenauer Kunsthändler Maximilian Hutz. Auch er gibt einen Einblick in sein gesamtes Portfolio und wartet mit Werken unter anderem von Herbert Meusburger, Gottfried Bechtold und Paul Renner auf. Hutz zeigte sich im Gespräch mit KULTUR, wie viele andere Galeristen, vom guten Besuch der Messe positiv überrascht. Und etliche der von der Ambacher Contemporary bis zur Galerie Z in Stuttgart reichenden Aussteller konnten bereits im Rahmen der Preview rote Punkte setzen.

Besonderes

Blickpunkte der Messe sind neben dem erlesenen Programm der Galerien auch mehrere Sonderprogramme. So präsentiert sich beispielsweise das deutsche Privatmuseum Biedermann mit einer feinen Auswahl von Metallwerken und Skulpturen. Auffällig hier etwa eine orangefarbene Vespa von Stefan Rohrer, die auseinandgezogen und spiralförmig verformt wurde. Das von Harald Gfader kuratierte neue Format „Featured artist“ widmet sich ausgiebig der aus Vorarlberg stammenden und heute in Wien lebenden und arbeitenden Malerin Cäcilia Falk. Mit einem überzeugendem Beitrag ist auch Kunst.Vorarlberg am Geschehen dabei. Diese Künstlervereinigung hat mit Hans Dünser eigens einen Kurator engagiert, um sich entsprechend darzustellen. Dünser entwickelte einen Laufsteg aus weiß getünchtem Holz, der zu einem Podest hinführt, auf dem die Räumlichkeiten der Feldkircher Villa Claudia, dem Ausstellungshaus von Kunst.Vorarlberg, modellhaft ausgerollt sind. Flankiert wird der „Catwalk“ von einer typischen Karton-Stele von Alois Galehr, einer von Ironie gespickten 1-Cent-Poliermaschine von Roland Adlassnigg und einer nicht minder schrägen Installation von Tobias Maximilian Schnell, der einen Handmixer auf der Suche nach der richtigen Sprache einen Haufen von Teigbuchstaben durchpflügen lässt.

Sebastian Vettel an der Art Bodensee

Prominenten Besuch gab es übrigens am Freitag Nachmittag. Der vierfache Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel schlenderte ganz unbekümmert und nur von wenigen erkannt entlang der Kunststände und ließ sich immer wieder über Kunstwerke informieren. Es ist wohl kaum anzunehmen, dass er ohne Ankäufe wieder abgereist ist. Wenn das kein gutes Omen für die Messe ist.

 

14. Art Bodensee
bis 13.7.
Sa 13-19, So 11-18
Messe Dornbirn
http://artbodensee.messedornbirn.at