Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Karlheinz Pichler · 10. Jul 2014 · Ausstellung

Entwurf oder Endwurf – „Bildhauer und ihre Zeichnungen“ im Bregenzer Palais Thurn & Taxis

Nach „z’Breagaz“ (2012) und der Hommage an den Maler Hubert Berchtold (2013) widmet sich die Landeshauptstadt Bregenz in ihrer diesjährigen Sommerausstellung „Bildhauern und ihren Zeichnungen“. Im Bregenzer Palais Thurn & Taxis ist bis 24. August eine umfangreiche Sammlung von Zeichnungen aber auch Skulpturen zu sehen. Zu den 19 teilnehmenden Künstlern, die vorwiegend aus Vorarlberg stammen, zählen neben Gottfried Bechtold auch Herbert Meusburger, Tone Fink, Carmen Pfanner, Roland Adlassnigg, Gerry Amann und Willi Kopf.

Es gibt kaum einen Kunstschaffenden, dessen Oeuvre ausschließlich auf der Zeichnung beruht. Andererseits gibt es auch so gut wie keine/n KünstlerIn, deren oder dessen Werk gänzlich ohne die Zeichnung auskommt. Was den konkreten Begriff der Bildhauerzeichnung anbelangt, so ist dieser im Verlaufe des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts immer dehnbarer und damit unpräzise und nebulös geworden. Ausschlaggebend dafür ist einerseits die Erweiterung bzw. Auflösung der historischen Gattung Skulptur, aber auch der unterschiedliche Umgang der Künstler mit dem Medium Zeichnung. Durch die Verwischung der Grenzen zwischen den tradierten Kunstgattungen sind die Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Ausdrucksformen heute offen und für jeden Künstler gesondert zu bestimmen. Für den Bildhauer, die Bildhauerin kann das Zeichnen folglich also ganz unterschiedliche Bedeutungen haben: Skizze nach der Natur, Entwurf für eine Plastik oder auch völlig freie künstlerische Tätigkeit, die weitgehend unabhängig neben dem Arbeiten in der dritten Dimension steht.

Thomas Schiretz hat als Kurator der Ausstellung „Bildhauer und ihre Zeichnungen“ insgesamt 19 Vorarlberger Positionen ausgewählt, anhand derer der Betrachter den möglichen Beziehungen zwischen Skulptur und Zeichnung nachspüren kann. Die Auswahl ist rein subjektiv und gibt die persönliche Präferenz des Kurators wieder. Es ist schade, dass wichtige Vorarlberger Positionen wie beispielsweise Hubert Lampert, Kurt und Hubert Matt, Fridolin Welte, Flatz, Ruth Schnell oder Alexandra Berlinger in der Ausstellung fehlen, aber schon allein anhand der 19 involvierten Statements wird evident, wie unterschiedlich sich die KünstlerInnen in den zwei- und dreidimensionalen Feldern bewegen. Ist bei den einen die Zeichnung in enger Verbindung zur Skulptur zu sehen, eröffnen sich für die anderen im zwei- und dreidimensionalen Raum gänzlich neue Welten.

Nachfolgend seien die einzelnen Standpunkte der in die Ausstellung involvierten Kunstschaffenden knapp angerissen.

Roland Adlassnigg

Bei Roland Adlassnigg besteht zwischen Skulptur und Zeichnung zumeist ein Zusammenhang. Wobei es aber nicht selten vorkommt, dass ein Objekt erst gar nicht realisiert wird. Es bleibt als eine Möglichkeit auf dem Papier verhaftet. Seine Skizzen, die er als Ideenhalter für Performances anfertigt, sind deutlich freier als seine "Konstruktionszeichnungen". Sowohl der Skulptur wie auch der Zeichnung misst er einen ähnlich hohen Stellenwert bei. Adlassnigg: „ Ohne Vorstudien sind Skulpturen oft nur schwer möglich, die Zeichnung ist der Anfang einer Idee, der Start. Wenn man so will, eine materialsparende Variante.“ Bei ihm kann eine Zeichnung auf einem Bierdeckel oder der Rückseite eines Einkaufszettels Platz finden. Eine „typische Bildhauerzeichnung“ ist zudem mitunter „raff“, „rau“, „dreckig“ oder „ungenau“.

Herbert Albrecht

Sowohl in der Zeichnung als auch in der Skulptur geht Herbert Albrecht zumeist von der menschlichen Figur aus. Am Beginn einer Plastik steht in der Regel die Zeichnung. Sie liefert ihm die notwendigen Ideen und Inspirationen, um sich sukzessive an ein konkretes dreidimensionales Unterfangen anzunähern. Neben der Zeichnung als quellendes Reservoir für die Skulptur gibt es bei Albrecht aber auch noch eine eigenständige Seite des Zweidimensionalen. Noch vor einigen Jahren malte und zeichnete der Bildhauer direkt in der Landschaft, vor allem in spanischen Gefilden. Ein eigener Bildkosmos entstand, wenngleich auch hier durch die teils geometrische Auflösung landschaftlicher Eindrücke direkte Querverbindungen zur Skulptur offenkundig wurden.

Gerry Ammann

Der Bruno Gironcoli-Schüler Gerry Amman erprobt in seinem Schaffen die Möglichkeiten zwei- und dreidimensionaler Darstellungen zum Thema “Raum“. Anhand seiner Installationen versucht er, deren Grenzen aufzuzeigen und scheinbar auch über diese hinauszugehen, indem er beispielsweise die Zeit als zusätzliche Dimension mit einbezieht. Er setzt vielfach auf zweidimensionale Materialien, die er derart einbringt, dass sie Dreidimensionaliät vortäuschen. Die konventionelle Zeichnung ist bei ihm schlichtweg „unten durchgefallen“. Seine Ideen entstehen im Kopf und führen auf direktem Weg zur Realisierung. Seine „tragbaren Räume“, die er aus unzähligen Schwarz-Weiß-Kopien erbaut, sind seine eigentliche Zeichnungsebene und auch als eine Annäherung an die Malerei zu werten. Ähnliches ist für seine Lichtarbeiten zu konstatieren. Auch das Licht versucht er auf die Zeichnungsebene zu projizieren.

Gottfried Bechtold

Gleichsam „das geöffnete Gehirn der Skulptur oder des Projekts“ stellt für den Hörbranzer Allround-Künstler Gottfried Bechtold die Zeichnung dar. Bei Bechtold entsteht die Zeichnung parallel zu einem Werk. Als Entwurfselemente beginnen sie zeitlich immer schon vor dem Eintauchen in die dritte Dimension. Bechtold: „Die Zeichnungen begleiten dann weiterhin die Skulptur, manchmal über Jahre, bis über deren Fertigstellung hinaus. Es fließen viele Entwicklungs-, Detail-, Technik-, Transport-, Kommunikations- sowie Schablonen-, Schnitt- und Umgebungsdetails ein.“  Die Zeichnung markiert bei ihm also ein komplexes „Ökosystem“, das die gesamte Genese eines Projektes fixiert.
Eine graduelle, wertende Differenzierung von ein-, zwei-, drei-, vier- oder nochmehr-dimensionalem Schaffen hält Bechtold in Anbetracht des heutigen Wissensstandes von Physik, Mechanik, Philosophie etc. grundsätzlich für obsolet. Und der  Begriff "Bildhauerzeichnung" sei eine reine Frage „der jeweils individuellen Definition, Phänomenologie, Sprachregelung oder des persönlichen Geschmackes,“ so der Künstler.

Tone Fink

Die Erweiterung des Kunstbegriffes ist ein zentrales Anliegen von Tone Fink. Auch mit Hilfe der Zeichnung, die er raumgreifend zum Objekt, zum Film und zur Performance ausweitet. Dabei handelt es sich immer wieder um „Schnellideeschüsse, die einem im Moment einfahren und die sofort auf dem naheliegensten Zeichenbildträger (zum Beispiel Klopapier, Serviette oder verhunzte Rechnung), oft sogar mit Kugelschreiber, skizziert werden. Oft pfuschig, aber authentisch, und für den Assistenten lesbar, ergänzt mit Materialnotizen und durch den Gebrauch schon abgefackt,“ so Fink im Originalton. Das sind dann Werk- und Entwurfspapierfetzen für das skulpturale Schaffen. Finks „Papiere“ geraten ohnehin schon rein durch das Reißen, Verletzen, Schneiden und Kleben in bildhauerische Zustände.
Zwar ergänzt und wechselt sich bei Fink das zwei- und dreidimensionale Schaffen. Dennoch scheint das Zweidimensionale beim Bregenzerwälder „Urzeichensetzer“ über das Dreidimensionale zu dominieren. Aber die Welten verschmelzen immer wieder miteinander.

Rafet Jonuzi

Der aus dem Kosovo stammende und seit fast 15 Jahren in Bregenz lebende und arbeitende Objektkünstler und Zeichner Rafet Jonuzi, der im Palais Thurn & Taxis eine Rauminstallation zeigt, sieht in der Zeichnung stets ein eigenständiges, geschlossenes Kunstwerk. Er differenziert sie dabei von der Ideenskizze, die er anfertigt, wenn er etwa unterwegs Einfälle für einen Objektraum erhält. Das Zeichnerische wird hier zur Gedächtnisstütze funktionalisiert. Grundsätzlich ist für ihn der zwei- und der dreidimensionale Raum gleichwertig. Aber es muss eine ästhetisch-harmonische Gesamtheit herrschen. Es darf kein Nebenbei geben. In der Skulptur versucht er immer wieder, durch proportionale Manipulationen an realen Räumen neue Zusammenhänge im Spannungsfeld zwischen Denkraum, Politik und Realität zu konstruieren.

Walter Kölbl

Der aus Hard stammende und seit vielen Jahren in Wien lebende und arbeitende Bildhauer Walter Kölbl zeigt im Künstlerhaus wandparallele Aluminiumtafeln aus der Serie „Orthogone“ samt den davon abgeleiteten Tuschzeichnungen. Außerdem Skizzen zur architektektonischen Skulptur „Am Leutbühel“ und das Architekturmodell dazu. Die Werke untermauern die konstruktivistisch-konzeptionellen Ansätze des Künstlers, für den die Handskizze als Etappe auf dem Weg von der Idee zum endgültigen Objekt zumeist eine tragende Bedeutung erhält. Kölbl beschäftigt sich daneben aber auch mit der Zeichnung als völlig eigenständigem zweidimensionalen Kunstwerk. Diese Form der Kunst sieht er denn auch als autonom und gleichwertig neben dem dreidimensionalen Schaffen an. Gerade in Anbetracht der Ideenskizzen erachtet er es als durchaus legitim, noch heute von einer dezidierten „Bildhauerzeichnungen“ zu sprechen.

Willi Kopf

Im Jahre 1985 entstanden die ersten Spanplatten-Skulpturen von Willi Kopf. Er zersägte dafür Holztafeln und fügte sie nach dem Prinzip der Orthogonalität zu Quadern zusammen. Die Reduktion und Konzentration auf die einfachen Verhältnisse von Fläche, Raum, Körper, Material und Form waren dabei evident. Obwohl Kopf in seinem bildhauerischen Werk nie eine individuell spürbare Handschrift verwendete, verfügen doch sämtliche von ihm fabrizierten Kunstwerke über eine genau zuzuordnende individuelle Qualität.
Aber auch die Zeichnung als autonomes Kunstwerk  ist in Kopfs Arbeit enthalten. Kopf: „Das Zeichnen wird unmittelbar als Vehikel zur Hervorbringung meiner Intentionen eingesetzt. Vorrangig um dabei zu beobachten, was im Zusammenhang auf ein Thema assoziiert wird. Später können solche Zeichnungen am Anfang eines zeichnerischen Skulptur-Entwurfs stehen. In Folge gibt es  Zeichnungen die unmittelbar die skulpturale Beschäftigung vorbereiten so weit dies möglich ist. Dann gibt es die Zeichnung, die auf dem skulpturalen Material während des Arbeitsvorganges entsteht und dabei wiederholt verloren geht.“

Christoph Lissy

Die Stahlskulpturen von Christoph Lissy muten immer wieder futuristisch an. Vielfach sind die bedrohlich wirkenden „Aggregate“ mit organischen Elementen gekoppelt, Auslotungsversuche zwischen Aggressivität und Sensibilität andeutend. „Baupläne“, malträtiert von den Spuren des Arbeitsprozesses wie Rost, Schmutz, Graphit, aber auch Kaffeeflecken, sind unabdingbare Begleiter der skulpturalen Arbeit.
Neben der bildhauerischen Entwurfszeichnung spielt auch die ausgearbeitete, zweidimensionale Darstellung monumentaler Skulpturenräume eine wichtige Rolle. Architektonisch in den Zeichenraum „gebaute“ Anlagen, die durch ihre perspektivische Stringenz beeindrucken, erhalten durch den Einbezug von malerischen Materialien, wie etwa Schellack, eine besondere Wirkungsrelevanz.

Hannes Ludescher

Für Hannes Ludescher war es während der letzten 25 Jahre, in denen er Papiersteine kreiert, die Intention, „Plastik und Malerei/Zeichnung als gleichwertige Elemente der Gestaltung einer Skulptur zu sehen und daher auf eine getrennte Form, wie es die Zeichnung/das Aquarell ist, zu verzichten“. Zwischendurch war ihm aber das Malen im Freien ein notwendiger Ausweg aus der manchmal nervigen Werkstattarbeit. Erst heuer „erlaubt“ er es sich wieder, mit den Malsachen in den  Süden zu fahren, in die Landschaft hinein zu stehen und gegen deren Schönheit anzumalen, wie er selber sagt.
Es ist ihm ein Unterschied, etwas Kleines mit großem Aufwand in einem geschlossenen  Raum ins Große zu transformieren oder mit dem kleinen Bildrechteck in die maßlose Weite einer Landschaft zu stellen. „Späte Erkenntnis: es braucht beides,“ sagt der Künstler.

Herbert Meusburger

Eines der zentralen bildhauerischen Anliegen von Herbert Meusburger ist es, den Rückgriff auf archaische Materialien wie Granit oder Serpentin mit zeitgemäßem Schaffen zu verschränken. Primär geht es ihm nicht darum, im Stein Verborgenes zutage zu schürfen, sondern das Material als Basiselement für den Transport gestalterisch-konstruktiver Konzepte einzusetzen. Zur Ideenfindung, Planung und Projekteinreichung ist Meusburger zwangsläufig an die Projektzeichnung gebunden. Daneben aber betreibt er seit kurzem die Malerei als eigenständige Disziplin in seiner künstlerischen Arbeit. Mit Acryl und Gips auf Holz erkundet er auf malerisch-verdichtende und teils aktionistische Art die Strukturen von Holz und Stein.
In einem gestischen Duktus spachtelt der Künstler Acrylfarbe in dünnen Schichten etwa auf MDF-Platten auf. Meusburger versucht, die dem MDF-Material innewohnenden Faserungen mit Hilfe von Kaltnadelradierwerkzeug zusätzlich formal herauszuarbeiten und zu betonen.

Anton Moosbrugger

Beim aus Egg stammenden Bildhauer Anton Moosbrugger erscheint das gesamte künstlerische Schaffen „wie ein Tanz um das Holz herum“. Relikte, Windwurf aus seinem eigenen Wald, dienen ihm als Ausgangspunkt skulpturaler Formationen. Inhaltlich zentrales Thema seiner Arbeit ist der Mensch, als Torso, deformiert oder in symbolhaft witziger Übersteigerung des Körperlichen. "Brettförmige Leiber" und überschaubare Flächengrenzen involviert er in den visuellen Prozess. Auf Holz setzt er nicht zuletzt, da es eine unverhohlene Anfälligkeit gegenüber dem Zeitlichen aufweist. Auch in der Zeichnung dominiert bei Moosbruger der Mensch. Der menschliche Akt dient dem Künstler immer wieder  als Ausgangspunkt.

Carmen Pfanner

In ihren installativen, raumgreifenden Arbeiten aber auch den Wandbildern und genähten Zeichnungen greift die Dornbirner Künstlerin Carmen Pfanner immer wieder auf textile Materialien zurück. Die (genähten) Zeichnungen stehen bei Pfanner zumeist in einem direkten Zusammenhang mit den skulpturalen Arbeiten, aber nicht ausschließlich. Pfanner: „Ich kann bei mir allgemein einen starken Hang zur Dreidimensionalität feststellen, auch wenn mir die zeichnerischen Arbeiten auf Grund der zumeist speziellen ‚mechanischen’ Machart ebenfalls sehr wichtig und nahe sind.“  Der Begriff der „Bildhauerzeichnung“ hat für sie durchaus noch seine Berechtigung, „selbst wenn die Zeichnung erst in Folge des bildhauerischen Prozesses entsteht.“

Udo Rabensteiner

Nach wie vor als „die Mutter aller Kunst“ sieht der Lustenauer Bildhauer und Zeichner Udo Rabensteiner das Zeichnen an. Die Zeichnung entwickelt sich bei ihm zumeist aus seiner plastischen Arbeit heraus. Jedoch sieht er in ihr immer auch ein eigenständiges Werk. Künstlerisches Schaffen bedeutet für ihn auch das Ausloten subjektiver Erfahrungen. Dieses Ausbalanzieren stellt denn auch so etwas wie einen gemeinsamen Nenner in den zwei- und dreidimensionalen Werken dar. In der Skulptur gelingen dem ausgebildeten Holz- und Steinbildhauer durch die Kombination von klassischem Bronzeguss bzw. Steinguss und Materialien wie Glas und Polyester expressiv angehauchte Stimmungseindrücke.

Caroline Ramersdorfer

Die skulpturale Installation „Inner View_Nexus“, die aus fünf Marmorplatten in einem Edelstahlgerüst besteht, zeigte die in den USA lebende und arbeitende Rankweiler Bildhauerin Caroline Ramersdorfer bereits an der 12. Kunst Biennale in Kairo (vor der Revolution). Nun ist sie auch in Bregenz zu sehen. Dazu vier Zeichnungen, Bleistift auf Papier und zwei collagierte Entwurfsskizzen. Es sind dies Zeichnungen und Entwurfsskizzen von skulpturalen Projekten, die verwirklicht worden sind. Losgelöst davon gibt es Bereiche der collagierten Zeichnung, der Radierung und des sich bewegenden Bildes in Form von Video.
Für Ramersorfer stellt die Zeichnung „das frische, freie, klärende, intime Stadium des Fundaments der Skulptur dar, auf dem langen Weg von Vision, Idee, über die Zeichnung hin zu derer Ausführung.“

Armin Rupprechter

In Bezug auf die Zeichnung gab es vom Bregenzerwälder Künstler bislang nur Arbeitsskizzen. Erst seit er an seinen knopfartigen Vogelflugobjekten herumexperimentiert, von denen eines im Palais zu sehen ist, entstehen auch vollständig durchkomponierte und ausgearbeitete „Endwürfe“, die er aus den Skulpturen ableitet. Diese Art von Zeichnungen künden von düsteren, endzeitlichen Landschaften, über denen solche „Vogelflugobjekte“ wie UFOs oder Drohnen schweben. So, als ob sie sich im Landeanflug befänden. Rupprechter sieht in diesen mit Farbkreide und Kohle ausgeführten Zeichnungen eine Weiterführung des dreidimensionalen Schaffens. Klar referenzieren die zweidimensionalen Exponate die Vogelflugskulpturen, dennoch behaupten sich auch als eigenständige Werke.

Erich Smodics

Im Mittelpunkt des Schaffens des Bregenzer Künstlers Erich Smodics steht seit jeher die menschliche Figur. Seine im Palais Thurn & Taxis gezeigte Figur, deren Titel „Menschine“ eine Verklitterung aus Mensch und Maschine darstellt, war erstmals 1981 an der Art Basel zu sehen und weckte damals ein enormes Interesse beim Alien-Erfinder HR Giger. Bei der „Menschine“ bilden zwei Sockeln einen Spalt, auf der eine weibliche Figur mit ausgebreiteten Gliedmaßen liegt. Der Künstler thematisiert damit die Ikarus-Sage. Für Smodics steht das zwei- und das dreidimensionale Schaffen gleichwertig nebeneinander. Wobei aber die Skulptur samt Entwurfszeichnung stets am Anfang steht. Aus der Dreidimensionalität leitet er dann die Bildhaftigkeit mit all den Variationsmöglichkeiten ab. Die neueren Arbeiten referenzieren den menschlichen Körper als architektonische Gebilde im Raum.

WolfGeorg

Mit dem in der Ateliergemeinschaft „ArtQuer“ von Erika Lutz mitarbeitenden WolfGeorg hat Kurator Schiretz auch einen „Outsider“ in die Kunstschau mit hineingenommen. Nicht zu unrecht, denn WolfGeorg ist ein obsessiver Künstler, der scharfzähnige Tiere wie Schakale, Wölfe oder Tiger in das Zentrum seines Schaffens rückt. Die „wilden Bestien“ sollen einerseits Angst und Schrecken, andererseits Schutz und Sicherheit transportieren. WolfGeorg entwickelt die furchterregenden „Monster“ in unendlich großen Serien sowohl skulptural als auch zeichnerisch. Durch die Ästhetik der Wiederholung gelingt WolfGeorg eine ganz spezifische Art der visuellen Rhythmik und Konformität. Beide Disziplinen, Zeichnung und Skulptur, stehen bei WolfGeorg gleichwertig nebeneinander.

Albrecht Zauner

Dem in Lustenau lebenden und arbeitenden Künstler Albrecht Zauner geht es in seinem bildhauerischen Schaffen um das Verhältnis von Körper und Raum, Rundungen, Flächen und Proportionen, und nicht zuletzt auch darum, den Gegensatz zwischen Flüchtigkeit und Beständigkeit auszuloten und aufzuheben. Die Zeichnung stellt für ihn die unmittelbarste Möglichkeit zu arbeiten dar. Ob mit Modell oder als Gedankenskizze ist bei ihm die Zeichnung gegenüber der Skulptur eigenständig, wie er selber sagt. Zauner: „Da mich aber immer die Räumlichkeit und Dreidimensioalität einer Form interessiert, ist die Zeichnung auch der erste Schritt zur Skulptur. Ich denke, dass dieser Ansatz in der Zeichnung spürbar wird und sie deshalb zur ‚Bildhauerzeichnung’ macht.“

Projekt Landjäger Magazin

Das Projekt mit dem Titel „Ma healft anand“ (der Titel ergibt sich aus dem entstehenden Bild) ist ein „Work in progress“ zu dem alle BesucherInnen zur Mitarbeit eingeladen sind. Mit Hammer und Nägel sollen die BesucherInnen nach einem vorgegebenen Raster den Begriff des „Bild hauens“ wortwörtlich in die Tat umsetzen.

Bildhauer und ihre Zeichnungen“ - Sommerausstellung der Landeshauptstadt Bregenz
Mit Roland Adlassnigg, Herbert Albrecht, Gerry Ammann, Gottfried Bechtold, Tone Fink, Rafet Jonuzi, Walter Kölbl, Willi Kopf, Christoph Lissy, Hannes Ludescher, Herbert Meusburger, Anton Moosbrugger, Carmen Pfanner, Udo Rabensteiner, Caroline Ramersdorfer, Armin Rupprechter, Erich Smodics, WolfGeorg, Albrecht Zauner, Projekt Landjäger Magazin

Palais Thurn & Taxis, Bregenz
bis 24.8.2014
Eröffnung: 11.7., 20 Uhr
Di-Sa 14-18, So 10-18