Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Karlheinz Pichler · 23. Feb 2014 · Ausstellung

Flüchtige Erinnerung – Neue Arbeiten von Norbert Pümpel in der Appenzeller Galerie „Tanzsaal. Untere Falkenburg“

Unter dem Titel „Flüchtige Erinnerung“ (Fleeting Memorials) zeigt der in Götzis lebende und arbeitende Tiroler Künstler Norbert Pümpel in der von Sabine Luger in Appenzell betriebenen Galerie „Tanzsaal“ neue Arbeiten, die sich textuell mit der statistischen Zahl der Weltbevölkerung und malerisch mit der Vergänglichkeit auseinandersetzen.

Norbert Pümpel, 1956 in Innsbruck geboren, arbeitet seriell. Bekannte Zyklen in seinem Schaffen sind beispielsweise „Scientific Desaster“, „White Fire Curtain“ oder „South Pacific Winter“. Seine Arbeiten und Projekte sind zumeist von der zeitgenössischen Physik und der Erkenntnistheorie beeinflusst.

Seit zwei Jahren arbeitet er an dem Werkkomplex „Fleeting Memorials“, aus dem er eine ganz spezielle, auf die Intimität des kabinettartigen Kunstraumes in Appenzell abgestimmte Auswahl zusammengestellt hat. Die gezeigten Werke tragen drei Zahlenangaben auf sich: ein Datum, eine Uhrzeit und die jeweils für genau diesen Zeitpunkt offiziell errechnete Weltbevölkerung. Wobei die Angaben zur Weltbevölkerung einem via Internet verfügbaren statistischen Programm entstammen. Der Rest des Bildes besteht aus abstrakter Malerei auf doppelt geschichtetem, chinesischem Reispapier. Inhaltlich könnten es Porträts von den jeweils zuletzt erfassten Personen sein, oder Gesamtporträts der jeweiligen Weltbevölkerung, aufgelöst und verschwommen in einer farblichen Substanz, oder einfach ein Abstraktum mit theoretischem Hintergrund.

Bilder lösen sich auf


Der Malerei kommt dabei zentrale Bedeutung zu. Pümpel verwendet verdünnte Ölfarben. Wobei der darin enthaltene Ölleim eine zerstörerische Wirkung besitzt und den Bildträger, das chinesische Reispapier, im Laufe der Jahre zersetzt. Aus diesem Grund sind die Papierarbeiten auch gerahmt: Das zerbröselnde Papier kann sich im unteren Rahmenbereich zu kleinen Häufchen sammeln. Das gemalte Bild wandelt sich also zu einem nur noch aus winzigen Papierteilchen bestehenden Wandobjekt. Deshalb hat die Galeristin Sabine Luger die Arbeiten denn auch als „Objekte“ ausgeschrieben.

So wie sich also die Weltbevölkerung in jedem Augenblick ändert, verändert sich auch das Bild in der Achse der Zeit. Jeder Zustand des Bildes ist nur vorübergehend, löst sich in „flüchtige Erinnerungen“ auf.

Der Pümpelkenner und Kunsthistoriker Harald Kimpel über die „Fleeting Memorials“: „Die Nichtwiederherstellbarkeit eines vergangenen Zustands macht jeden Augenblick einmalig. Auch der Künstler kann und muss das Schwinden seines instabilen Produkts mit(er)leben: Man blickt nicht zweimal in dasselbe Werk.“

 

Norbert Pümpel: "Flüchtige Erinnerung"
Tanzsaal. Untere Falkenburg, Appenzell
Bis 14.3.2014
Sa 10-12 u. n. Anmeldung unter +41 71 787 44 45