Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Karlheinz Pichler · 31. Jul 2013 · Ausstellung

Gestandene Perfektion versus jungendliches Ungestüm

Stagnation ist bei der Bludenzer Galerie allerArt keineswegs angesagt. Aber das 25-Jahr-Jubiläum, das der Kunstverein heuer begeht, berechtigt zu einem kurzen Innehalten. Zu einer Auffrischung alter Kontakte und zu einer Standortüberprüfung. Die aktuell laufende Jubiläumsausstellung trägt den Titel Breslau - Florenz. Mit den Florentinern Antonio Catelani, Paolo Parisi, Daniela de Lorenzo und Carlo Guaita sind Kunstschaffende dabei, die schon einmal in Einzelausstellungen in Bludenz zu sehen waren. Sie bringen neu Paolo Masi mit, ebenfalls ein Arrivierter aus der Stadt am Arno. Den italienischen Perfektionisten stellt die für den polnischen Part zuständige Kuratorin Anna Kania einen Querschnitt junger Kunst aus Breslau und Umgebung gegenüber.

Werden die „gestandenen“ italienischen Positionen im bewährten „White Cube“ der Remise präsentiert, so wurden für die frische, aber teils noch unausgegoren wirkende junge Kunst aus Breslau Räumlichkeiten im Untergeschoss des Raika-Gebäudes in der Werdenbergerstraße schräg vis a vis der Remise angemietet.

Arrivierte Könner


Dass es sich bei den Florentinern um arrivierte Könner handelt, merkt man bereits beim 1962 geborenen Antonio Catelani. Er, der eigentlich für Skulpturen mit starkem architektonischen Bezug bekannt ist, zeigt in Bludenz Siebdruckarbeiten auf Leinwand, in denen er sich mit Monochromie, Geometrie und Iteration auseinandersetzt. Carlo Guaita (geb. 1954 in Palermo) wiederum, der in Bludenz bereits im Jahr 2000 mit einer Personale vertreten war, arbeitet mit verschiedenen Medien wie Malerei, Fotografie, Skulptur oder Buch und auf verschiedenen semantischen Ebenen. Der Betrachter kann dabei auf immer wieder neue konzeptuelle Referenzen und Beziehungen stoßen. Guaita ist auch ein unermüdlicher Katalogisierer und Archivierer. Sein Werk erinnert ein wenig an eine Achterbahn-Enzyklopädie.

Daniela de Lorenzos Filzarbeiten, die an Prägedruckporträts erinnern, zeugen von der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem zentralen Begriff der Präsenz, der Gegenwärtigkeit. Sie evozieren ein Nachdenken über die zwei Seiten von allem, Wandlung von Anwesenheit zu Abwesenheit (Tod), das Phänomen des Erscheinens (Geburt) oder das Bewusstwerden einer unsichtbaren Zone, die ihre Spuren im Sichtbaren hinterlässt.

Paolo Parisi, der erstmals 2001 in Bludenz gezeigt wurde, wartet in der Remise aktuell mit zwei Kartonskulpturen auf, die dem leeren Inneren real existierender Räume eine konkrete Dimension geben. Desweiteren sind von ihm doppeldeutige fotografische Arbeiten sowie monochrom gehaltene kartografische Werke zu sehen. Sein Kunstkosmos referenziert einen spielerischen Umgang mit Verhüllen und Enthüllen, Zeigen und Nichtzeigen, Sehen und Nichtsehen.

Der „Neue“ im Bund, Paolo Masi, gehört wie die anderen auch zum Florentiner Künstlerverein und dem Kunstraum „Base“, in dem auch schon Ingo Springenschmid und Rainer Ganahl ausgestellt haben. Im philosophischen Klima von strengem Konzeptualismuns und Selbstkritik entwickelt Masi seine Arbeiten, die sich der „analytischen Malerei“ zuordnen lassen.

Zwischen munterer Frische und Unausgegorenheit


Für den Breslauer Part der Jubiläumsausstellung hat Andrzej Saj, der Ansprechpartner der Galerie allerArt in Breslau, die junge Kunsthistorikerin Anna Kania damit beauftragt, eine adäquate Ausstellung für Bludenz zusammenzustellen. In den Dependance-Räumlichkeiten in der Werdenbergerstraße 9a sind durchwegs junge Positionen zu sehen, die zwischen munterer Frische und aber auch Unausgegorenheit changieren. Positiv stechen die Fotoserien von Krzysztof Saj hervor, der Alltagszenen ablichtet, die sich vor Werbetafeln abspielen und spontane Einblicke in eine Realität gibt, die mitunter trist und von Melancholie getragen daher kommt. Interessant auch die psychologischen Porträts von Tomasz Pietrek, der mit seinem Zeichenstift enthüllen will, was sich hinter den Masken der Menschen abspielt.

Alltägliche persönliche Erfahrungen versucht Natalia Karasinska in ihren Arbeiten mit Erlebnissen auf ihren Reisen zu kombinieren.

Nicht sehr substanziell wirken die aus gestischer Malerei und Linien komponierten Landschaften von Marlena Promna, auch wenn die Sujets laut Begleittext komplizierte Erzählungen enthalten mögen. Ähnliches gilt für die Werke von Albertyna Kacalak, die Zeichnung und Malerei mit verschiedenen Materialstrukturen zu verbinden sucht.

 

Breslau – Florenz
Galerie allerArt in der Bludenzer Remise
und Haus Werdenbergerstraße 9a
Bis 25. August 2013
Mi, Fr, Sa, So 15-18
Do 16-20
www.allerart-bludenz.at