Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Karlheinz Pichler · 26. Feb 2015 · Ausstellung

Wenn „Saurer Regen“ aus Öl besteht – Die Vaduzer Galerie am Lindenplatz zeigt Malerei zwischen Gegenstand und Abstraktion

Anhand einer britischen, einer deutschen sowie dreier Schweizer Positionen, die sehr kontrastreich zueinander sind, zeigt die Galerie am Lindenplatz im Vaduzer Städtle, was in der Malerei derzeit en vogue ist.

Eingefleischte Geometriker und Puristen sind aufgebracht, viele andere begrüßen die Öffnung: Seit Cornelia Kolb-Wieczorek anfangs 2013 die Geschäftsführung der Vaduzer Galerie am Lindenplatz von Kurt Prantl übernommen hat, hat sich die Ausrichtung des Hauses stark gewandelt. Ursprünglich auf konstruktive und konkrete Kunst, Zero und klassische Bildhauerei fokussiert, scheut man sich jetzt nicht mehr davor, auch gegenständliche und figurative Kunst zu präsentieren. In der aktuellen Ausstellung spiegelt sich anhand von fünf Statements die ganze Bandbreite der neuen Positionierung wider, zumindest im Hinblick auf die Malerei.

Typisch britisch


Die aus dem englischen Newcastle stammende Künstlerin Rachel Lumsden zeigt etwa mit "Cat´s Cradle" und "Acid Rain" aus der Serie "Homeland Security" zwei großformatige Öl-auf-Leinwand-Arbeiten. Sie sind in "typisch britischer Farbigkeit" gehalten, wenn man sich etwa das dominierende Orange in "Acid Rain" (Saurer Regen) vor Augen hält, und sie wirken gleichermaßen schwebend leicht wie auch verstörend.  Lumsden selbst sagt, dass ihre malerische "Matrix" urban geprägt sei. Dennoch kommen ihre Bilder mitunter märchenhaft entrückt und entfremdet daher.

Obwohl der kroatisch-schweizerische Maler Velimir Ilisevic mit dem „langsamen“ Öl arbeitet und er die Farbe dick und pastös aufträgt, wirken seine Gemälde von spontaner Frische. Die für den Betrachter zumeist erkennbaren Motive holt er sich aus der Natur oder den Erinnungen an seine ehemalige Heimat Kroatien. Trotz der realen Bezüge steht aber immer die Malerei als autonomer Prozess obenauf.

Mit einem wulstig-cremigen Acryl-Auftrag "rockt" auch der 1979 in Lausanne geborene Stéphane Kropf bei seiner in einem bräunlichen Weiß gehaltenen Serie "Dude Incredible" die Leinwände. Den Titel des Zyklus’ scheint er vom gleichlautenden letzten Album der aus Chicago stammenden Post-Hardrock-Band Shellac entlehnt zu haben. Kropf steht für eine malerische Position, die sich, zeitgemäß mit den Möglichkeiten des Mediums befassend, in seriellen Anordnungen immer wieder mit den möglichen Verhältnissen zwischen Farbe, Fläche und Raum beschäftigt.

Anklänge an Hockney und Hopper


Leif Trenkler, geboren 1960 in Wiesbaden, ist der "Neuen Figuration" in Deutschland verhaftet. Speziell in seinen Pool-Bildern erinnert er an "Altmeister" wie etwa Edward Hopper und vor allem David Hockney. Die von ihm gemalten realen Räume wirken sphärisch entrückt und mitunter befremdlich.

Von dem 1955 in Sion geborenen Künstler Nelio Sonego sind drei Beispiele seiner Langzeitreihe „Orizzontaleverticale“ zu sehen, die im Titel auf die Richtungstendenz der sehr farbintensiven Linienführung verweisen. Sonego beschränkt sich auf das mathematische Formschema des Rechtecks. Da er aber die Farblinien mittels Spraydose auf die Leinwand sprüht, ist der malerische Prozess ein spontan-expressiver wie auch meditativer Vorgang, der keinerlei Unterbrechung toleriert.

 

Malerei
Zwischen Gegenstand und Abstraktion

Velimir Ilisevic, Stéphane Kropf, Rachel Lumsden,
Nelio Sonego, Leif Trenkler
Galerie am Lindenplatz, Vaduz
Bis 11.4.2015
Di-Fr 10-18, Sa 10-13
www.galerielindenplatz.li