Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Karlheinz Pichler · 30. Sep 2014 · Ausstellung

Wenn das Licht die Architektur verortet - Leuchtendes von Miriam Prantl am KUB und in der Johanniterkirche

Die Dornbirner Malerin und Lichtkünstlerin Miriam Prantl setzt derzeit eine "Lichtklammer" zwischen dem Kunsthaus Bregenz und der Johanniterkirche Feldkirch. Konzentriert sie sich beim KUB auf die offenen Kanten der Fassade und bringt dort farbige LED-Schienen an, die wie leuchtende Spangen (Clasp) wirken, so versetzt sie in der Johanniterkirche einen leuchtenden Würfel, der eine Lichtkugel umschließt, auf der Apsis in einen Schwebezustand.

Formal bezieht sich der Titel "Clasp", den Miriam Prantl für ihre Installationen an der KUB-Außenfassade und in der Johanniterkirche  gewählt hat, zunächst auf die LED-Schienen, die sie an den Eckkanten der Glashaut des KUB rundherum jeweils versetzt angebracht hat. Sie wurden horizontal über jeweils vier Glasfeldern je Seite und im Abstand von drei Feldern in der Höhe befestigt. Die "Klammern" wurden dabei so programmiert, dass sich das ausgesandte Licht dabei in Farbe und Intensität stetig verändert und langsam „atmend“ in verschiedenen Farbsequenzen und Abläufen pulsiert. Im Hinblick auf ihre Intention meint die 1965 in Dornbirn geborene Künstlerin: „Symbolisch umspannen, halten und schützen die Lichtklammern die Architektur und die Kunst im Innern und alle Möglichkeiten, die noch daraus hervorgehen.“

Das Schwebende und Leichte verstärken


Kurator Rudolf Sagmeister hebt an der Arbeit von Miriam Prantl besonders die Sparsamkeit der Mittel hervor, da sie ja nur die "Ecken" der Architektur besetze und so auf das Schwebende und Leichte des Glaskörpers am Ufer des Bodensees von Peter Zumthor hinweise und dies verstärke. Sagmeister: „Die Veränderung der Farben, das ständige Wechseln der Stimmung und die Bewegung um das Gebäude herum durch das Bespielen der Ecken auf unterschiedlichen Höhen der Gebäudekanten ist auch eine kongeniale Reaktion und Homage an die dramatischen und zarten Wetterkapriolen und Tageslichtfarben am Bodenseeufer, wie sie sich auf der Glashaut, aber eben auch im Inneren des Kunsthaus Bregenz durch das Tageslichtsystem widerspiegeln.“ Dennoch verleihen die weithin sichtbaren Lichtapplikationen dem an und für sich eben sehr durchlässigen Glas-Monolithen eine ungewohnt starke körperlich-räumliche Präsenz.

Archaische Matrix


Paralell zur "Umklammerung" des KUB in Bregenz setzt Miriam Prantl auch ein starkes Statement in Form einer Licht-„Verbauung“ in der Feldkircher Johanniterkirche. In Feldkirch wird die Form des Würfels als symbolisches Element aufgegriffen und als implizierte Struktur  für verschiedene Wahrnehmungsmodelle geöffnet und freigegeben. „Der Raum des Würfels und der Kirche wird als invertierter Raum beschrieben und erschlossen und durch eine Lichtskulptur visualisiert. ‚A place a mode of being’. Jeder Raum enthält eine spezifische energetische Ebene“, so die Künstlerin.

Während also in Bregenz die Kunst, die sich im Inneren des Gebäudes befindet, durch die LED-Klammern symbolisch zusammengehalten wird, rückt in Feldkircher die Kunst und ihr Inhalt selber in den Blickpunkt. Die Künstlerin will hier den Raum selber nützen und hat dazu den aus beschichtetem Aluminiumstäben gebildeten Würfel mit einem Seitenmaß von 2,50 Meter auf der Apsis platziert. Um das von einem „Globe“ im Inneren des Würfels ausgesandte UV-Licht in der völlig abgedunktelten Kirche wahrnehmen zu können, muss sich das Auge des Kirchenbetreters erst an die Dunkelheit gewöhnen. Wie wenige KünstlerInnen vor ihr, bezieht Prantl stark die Architektur in ihre Arbeit mit ein. Der leuchtende Würfel "schwebt" wie ein geometrischer Archetyp, wie eine Matrix über der Apsis und korrespondiert über das abstrahlende UV-Licht direkt mit dem architektonischen Raum.

Überlagert wird das einschneidende visuelle Erlebnis dieses "integralen Elementes der Wahrnehmung von Raum und Distanz" (Prantl) zusätzlich von einer Audio-Soundcollage, für die die Künstlerin tonale Impulse von der Raumsonde Voyager, Unterwassertöne, ein Windspiel, eine Opernstimme sowie Eigenkompositionen ineinanderkoppelte. Das Ausdehnen und Implodieren von Raum und Zeit sieht die Dornbirnern als eine der wesentlichen Intentionen dieser Arbeit an.

Im Zusammenspiel der installativen Lichteinrichtungen in Bregenz und Feldkirch erlangt das Symbol der Klammer, mit dem Prantl diesen Doppel-Lichtakt bezeichnet, eine Mehrfachbedeutung. So verbindet "Clasp" das KUB und die Johanniterkirche über den geografischen Raum hinweg und damit auch die Städte Bregenz und Feldkirch, außerdem die Außenhaut mit dem Innenraum sowie letztlich auch den Ort der Kunst mit dem sakralen Raum.

 

Miriam Prantl: „CLASP“
Fassadenprojekt am Kunsthaus Bregenz
Bis 11.1.2015
jeweils tägl. nach Einbruch der Dunkelheit
www.kunsthaus-bregenz.at

Miriam Prantl: „C-L-A-S-P“
Johanniterkirche  Feldkirch
Bis 20.12 2014
Di-Fr 10-12 u. 15-18, Sa 10-14
www.johanniterkirche.at