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Karlheinz Pichler · 20. Sep 2014 · Ausstellung

Wenn die Käfer ihre Runden drehen - Neue Arbeiten von Carmen Pfanner in der Feldkircher Galerie Feurstein

Mit ihrer letzten großen Arbeit, „Corps Plastique“, einem vielschichtigen räumlichen Interieur, machte die 1957 in Dornbirn geborene Künstlerin Carmen Pfanner die ganze Künstlichkeit und das Fassadenhafte, womit die uns umgebende Wirklichkeit zusehends überlagert wird, zum Untersuchungsgegenstand. In ihrer neuen Werkserie „Corps Chitin“ setzt sich die Künstlerin nun mit der Körpergliederung von Käfern auseinander. Wobei deren Ausformung sowie die Beschaffenheit des Panzers im Vorderung stehen. Die Dreiteilung ihres Körpers verführt sie zu spielerischen Formen-, Farb- und Strukturvarianten.

Offenkundig ist, dass Pfanner in den neuen Arbeiten, die in der Galerie Feurstein gezeigt werden, von etlichen Stilmitteln, die ihre bisherige künstlerische Handschrift prägten, abweicht. Zumindest vorübergehend. Beispielsweise hat sie das Nähzeug beiseite gelegt, um ihre charakterischen Fadenlinien zu „zeichnen“. Stattdessen greift sie zum Marker-Stift und setzt nun mit diesem die Liniengeflechte ins Bild respektive auf die gepolsterte Leinwand. Wobei die Leinwandarbeiten immer demselben Schema folgen.

Pfanner verwendet für ihre „Leinwände“ Baumwollstoffe, die sie mit Seide überspannt. Dazwischengelegte dünne Dacron-Pölsterchen verleihen ihren Wandbildern ihre typsche Haptik und Plastizität. Auf diese Bildträger malt sie dann unzählige Schichten von Acryl-Farbe auf. Wiederholtes Abschleifen und Übermalen verleiht diesem Malgrund eine ganz spezielle Struktur. Diesen Farbgrund "überschüttet" sie mit einem schwarzen Band aus Tusche, das die Grundform eines Käfers stilisiert, um dann mit weißem Marker ein dichtes Liniengeflecht darüberzulegen. Solche Liniengeflechte erinnern an ornamentale Muster aus Schlaufen und Kreissegmenten, zitieren jedoch immer wieder einzelne Formaldetails der Körperstruktur der Käfer.

Abgeklatschte Strukturen


Neben diesen Bildzeichnungen zeigt die Künstlerin Monotypien in Tusche. Dazu färbt sie genähte Textilien, auf denen sie die Körperfragmente von Käfern vorgezeichnet hat, mit Tusche ein und überträgt die Struktur dann via Abklatschtechnik auf das Papier. Die abgeklatschten Gebilde kommen teils völlig unsymmetrisch daher und bewirken dadurch ungewohnte Seheindrücke.

Kleine Installationen


Die Miniatur-Installationen, die ebenfalls präsentiert werden, sind im Prinzip die Fortsetzung einer Wandinstalltion, die Pfanner gerade erst in der Galerie allerArt in der Bludenzer Remise gezeigt hat. Wobei diesmal eben ein Käfer-Körper-Teil formales Leitmotiv ist. Die Künstlerin dazu: „Weil die Zeichnung seit der Bludenzer Ausstellung sehr im Vordergrund steht und die Zeichnung zum ersten Mal mit dem Stift statt mit der Nähmaschine realisiert wird, habe ich, wie es auch anfangs schon meine Weise war, die genähte Linie ins Plastische transformiert.“ Pfanner ersetzt bei diesen Miniatur-Installationen die genähte oder mit Marker gezeichnete Linie durch dünne Schläuche oder ähnlich Biegsames.

Käferwunderkammer


Ein Eyecatcher der Ausstellung ist zweifelsohne eine Art kleine "Käferwunderkammer", die die Künstlerin an der Stirnwand der Galerie eingerichtet hat. Es sind hier formale Experimente, Abbildungen, reliefartige Formationen und skulpturale Kleinode zu sehen, die alle irgendwie das Thema Käfer berühren und die Wahrnehmungssucht des Betrachters ausgiebig beschäftigen.

 

Carmen Pfanner: „Corps Chitin“
Galerie Feurstein, Feldkirch
Bis 31.10.2014
Di-Fr 14-18, Sa 11-14
u.n. tel. Vereinbarung
www.galeriefeurstein.at