Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 02. Feb 2015 ·

Bruckner mit ganzer Hingabe zelebriert – Die Chorakademie und die Sinfonietta Vorarlberg sowie Markus Landerer beeindruckten auf mehreren Ebenen

Die Aufführung großer Sakralwerke ist den Sängerinnen und Sängern der Chorakademie Vorarlberg eine Herzensangelegenheit. Seit dem Jahr 2008 stellen sich die Chormitglieder unter der professionellen Leitung des Domkapellmeisters am Wiener Stephansdom, Markus Landerer, immer wieder großen Herausforderungen. Dieses Jahr stand Anton Bruckner mit der frühen Messe in d-Moll und seinem Meisterwerk, dem „Te Deum“, im Mittelpunkt. Zusammen mit der gut aufgestellten „Sinfonietta Vorarlberg“ und dem Solistenquartett mit Tünde Szaboki (Sopran), Anna Haase (Alt), Alexander Pinderak (Tenor) sowie Thomas Dobmeier (Bass) fügte sich das Konzert in der Kapelle des Landeskonservatoriums zu einem abgerundeten Ganzen, das einen erfrischenden und positiven Gesamteindruck hinterließ.

Bruckners Messe in d-Moll und sein „Te Deum“ sind ganz auf einen großen Chorklang ausgerichtet. Allein deshalb schienen diese beiden Kompositionen prädestiniert, um die Intentionen der Chorakademie zur Geltung zu bringen. Sechsundachtzig Sängerinnen und Sänger haben auch in diesem Jahr zusammengefunden, um gemeinsam mit Markus Landerer die groß dimensionierten Kompositionen detailliert einzustudieren. Beeindruckend gelangen die Werkdeutungen, denn der Chor agierte sehr präsent und mit einem ausgewogenen Gesamtklang. Eine besondere Energie verströmte die dynamische Flexibilität der einzelnen Stimmgruppen, denn bekanntlich fordern Bruckners blockartig angelegte Themengestalten, sowie deren harmonisch-melodische Entfaltung ein Höchstmaß an dynamischer Gestaltungskraft ein. Die weit gespannten melodischen Bögen und verwobenen Klangfelder erklangen ebenso plastisch modelliert wie eng geführte Passagen und polyphon angelegte Teile. Lediglich in wenigen Unisonopassagen wirkte der Sopran mitunter etwas dominant. Die Choraufstellung in getrennten Gruppen bereicherte den Höreindruck, denn es ergaben sich wirkungsvolle Wechselgesänge und Korrespondenzen, die den Raumklang unterstrichen.

Beweglich und wuchtig


Bereits im Kyrie kristallisierten sich die Qualitäten der Interpretation heraus, denn die markanten thematischen Profile wurden durch abrupt eingesetzte Crescendi und melodisch-harmonische Wendungen verstärkt. So wirkte der Chor von Beginn an sehr beweglich. Wenn nötig ließen sich Markus Landerer sowie die OrchestermusikerInnen und ChorsängerInnen auch viel Zeit, um die breit angelegten Klangfelder mit einem ruhigen Duktus zu zelebrieren. Auf diese Weise kamen beispielsweise im Credo die Tonsymbole textdeutend zur Geltung und wurde die Kernaussage eindrucksvoll herauskristallisiert. Hymnische Steigerungen in klangwuchtigen Passagen füllten die Kapelle des Landeskonservatoriums voll aus, sodass der Raum für diese fulminante Klangfülle etwas eng bemessen schien.

Das Orchester als gutes Fundament


In der Mitte, zwischen den Stimmgruppen des Chores, war die „Sinfonietta Vorarlberg“ postiert. Die OrchestermusikerInnen spielten ihren Part gut, agierten jedoch mitunter etwas zu sehr aus dem Hintergrund heraus. So war beispielsweise am Schluss des Credos das Verhältnis zwischen Orchester- und Chorklang nicht optimal ausgewogen. Bruckners Musik ist der Inbegriff von markanten „Tontürmen“, die in insistierenden Wiederholungen enorme dynamische Steigerungen erfahren können. Vor allem die tiefen Register und zahlreiche schön zelebrierte Soli bildeten hierfür ein starkes Fundament und lenkten die Aufmerksamkeit auf sich. Die Blechbläser hätten meinem Geschmack nach offensiver auftreten können.

Routinierte Solisten


Tünde Szaboki und Anna Haase sowie Thomas Dobmeier haben schon bei vorangegangenen Projekten der Chorakademie Vorarlberg mitgewirkt. In den beiden Brucknerwerken nehmen die GesangssolistInnen jedoch keine bedeutende Stellung ein. Als Quartett entfalteten sie einen ebenmäßigen Gesamtklang. Solistisch beeindruckte vor allem Alexander Pinderak mit seinem lyrischen Tenor.

Gute Werkkombination


Die Darbietung des „Te Deums“, nach der Aufführung der d-Moll Messe war eine gute programmatische Idee. Allein die Aufeinanderfolge der Tonarten d-Moll und anschließend das strahlende C-Dur ergab eine kontinuierliche Steigerung der Affekte zum Schluss hin. Darüber hinaus waren in kompositorischer Hinsicht reizvolle Vergleiche möglich. Alle musikalischen Vorzüge, die bereits die Interpretation der Messe ausgezeichnet hatten, führten die Chorakademie und die „Sinfonietta“ unter der Leitung von Markus Landerer weiter. Die textdeutende Musik, gespickt mit zahlreichen Tonsymbolen und harmonischen Modulationen, gestalteten alle in einem gemeinsamen Kraftakt. So erstrahlte das „Te Deum“ als prachtvolles musikalisches Ereignis. Dankbar und herzlich applaudierten die Zuhörenden.

 

Konzertmitschnitt im Radio
Sonntag, 8.2.2015, 20.04 Uhr, Konzert am Sonntag, Radio Vorarlberg