Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 07. Mai 2014 · CD-Tipp

Ambrose Akinmusire: the imagined savior is far easier to paint

Der 32-jährige Kalifornier mit nigerianischen Wurzeln Ambrose Akinmusire hat in den letzten Jahren so ziemlich jeden Trompeten-Poll gewonnen, vor allem gelingt ihm aber der unglaubliche Spagat, die feindlichen Lager der technisch brillanten Traditionalisten à la Wynton Marsalis auf der einen Seite und der experimentierfreudigen Querdenker und Avantgardisten wie Lester Bowie auf der anderen Seite stimmig miteinander zu verbinden.

Der einstige Steve Coleman-Protegé, der auch schon für Herbie Hancock, Wayne Shorter, Vijay Iyer oder Esperanza Spalding tätig war, scheint die Jazzgeschichte sowohl spieltechnisch als auch intellektuell völlig intus zu haben und beliebig aus allen stilistischen Quellen schöpfen zu können, die ihm gerade passend erscheinen. So ist sein nunmehr zweites Blue Note-Album auch als deutliches Statement des vielseitigen Komponisten Ambrose Akinmusire zu verstehen, der sein Spektrum nochmals deutlich erweitert hat. Zupackende Post-Bop-Attacken mit seinem Stamm-Sextett liegen ihm ebenso wie betörend schöne Klangmeditationen mit dem OSSO String Quartet, und so unterschiedliche VokalistInnen wie die düstere Gospel/Soul-Singer-Songwriterin und „Cold Specks“-Frontfrau Al Spx, der sensible Feinspitz Theo Bleckmann oder die grandiose Becca Stevens passen ebenso nahtlos in sein weitgespanntes Konzept wie Spoken Word-Passagen. Dass sich diese bunte Vielfalt aber nie in Belanglosigkeit verliert, sondern wie ein riesiges Gemälde wirkt, an dem man nicht einen einzigen Pinselstrich missen möchte, macht „the imagined savoir is far easier to paint“ schon jetzt zu einer der CDs des Jahres!

(Blue Note/Universal)