Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Peter Füssl · 09. Feb 2015 · CD-Tipp

Chris Potter Underground Orchestra: Imaginary Cities

Chris Potter hat sich in den letzten 25 Jahren mit 15 Alben als Bandleader und auf mehr als hundert Produktionen von Dave Holland, Dave Douglas, Paul Motian, Steely Dan & Co. als einer der ganz großen Tenorsaxophonisten der Gegenwart manifestiert. Auch sein kompositorisches Talent ist längst kein großes Geheimnis mehr, dennoch übertrifft er mit seinem elfköpfigen Underground Orchestra nochmals alle Erwartungen.

Potter hat sein seit langem bestens eingespieltes Underground Quartet mit Gitarrist Adam Rogers, Pianist Craig Taborn und Drummer Nate Smith nun um den Vibraphonisten Steve Nelson, um die beiden Bassisten Fima Ephron und Scott Colley und um ein Streichquartett u.a. mit dem famosen Geiger Mark Feldman erweitert und verfügt somit über einen ganz außergewöhnlichen Klangkörper mit grandiosen Solisten. Kernstück des Albums ist die rund 36 Minuten lange Suite  „Imaginary Cities“, deren vier Sätze mit den sprechenden Titeln „Compassion“, „Dualities“, „Disintegration“ und „Rebuilding“ versehen sind. Unglaublich geschickt sind auskomponierte und völlig offene Abschnitte ineinander verzahnt, die Streicher dienen keineswegs der Behübschung, sondern partizipieren an Dialogen und Kollektivimprovisationen. So entstehen kontrastreiche Stimmungsbilder, werden vielschichtige Motive entwickelt und mit unglaublicher Verve vorangetrieben. Vier weitere Kompositionen zwischen sechs und zwölf Minuten Länge umrahmen die Suite und überzeugen gleichermaßen durch ihre stilistische Vielfältigkeit wie durch ihren enormen rhythmischen Drive. Das setzt enorme musikalische Kräfte frei, die sich nicht selten in fulminanten Soli Chris Potters entladen. (ECM/www.lotusrecords.at)