Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Peter Füssl · 01. Okt 2014 · CD-Tipp

Christoph Irniger Pilgrim: Italian Circus Story

Der 35-jährige Zürcher Tenorsaxophonist Christoph Irniger hat sich für sein Quintett Pilgrim mit dem Gitarristen Dave Gisler, dem Pianisten Stefan Aeby, Bassist Raffaele Bossard und Drummer Michi Stulz fünf höchst unterschiedliche Charaktere geholt, um mit ihnen seine „Italian Circus Story“ auf CD zu bannen.

Zwar stammen alle Kompositionen vom Bandleader, diese sind aber wohl eher als loses Gerüst, das es noch auszufüllen gilt, zu verstehen. So verströmen die im Timbuktu Studio in Lissabon aufgenommenen Titel durchaus eine Live-Atmosphäre, man hat das Gefühl einem Konzert beizuwohnen. Irnigers Coltrane-inspiriertes Sax setzt expressive Glanzlichter, Gisler versteht sich auf schwebende Töne ebenso wie auf handfestere Hendrix-Reminiszenzen, und Aeby schafft mit impressionistischen Klangbildern Atmosphäre. Bossard und Stulz wiederum weben einen nicht zu engen Rhythmusteppich, der ohne einzuengen Halt gibt und die vielfältigen Farbtupfer und Einsprengsel der Mitspieler auffängt. Christoph 
Irnigers „Italian Circus“ ist einer, der dem Publikum nicht die schon tausendfach gesehenen, gewohnten Attraktionen bietet, sondern immer wieder Verblüffendes und Überraschendes bereit hält, einer, der nicht auf grob Plakatives setzt, sondern die Vielseitigkeit der Zirkuskunst aufzeigen und zur Essenz vordringen will. So macht auch der Bandname „Pilgrim“ Sinn, und das Publikum ist eingeladen, sich dieser abenteuerlichen Pilgerfahrt anzuschließen.
(Intakt)