David Byrne & St. Vincent: Love This Giant
Die 30-jährige Singer-Songwriterin und Multiinstrumentalistin Annie Clark, die auch als unkonventionelle Gitarristin von sich reden macht, hat sich als Kunstfigur St. Vincent mit bislang drei Alben als schräges Musik-Genie vorgestellt. Einen Status, den der um exakt dreißig Jahre ältere David Byrne schon seit seinen Tagen als Mastermind der New Wave-Ikone „Talking Heads“ genießt. Diese Vereinigung zweier hochgradiger Exzentriker – und sie haben wirklich zehn der zwölf Songs in enger Kooperation erarbeitet – birgt natürlich einiges Überraschungspotential in sich, das sie in der Tat auch voll auszuschöpfen verstehen.
Mit ihrer Idee, anstelle einer konventionellen Band ein Bläserensemble zu verwenden, hat Annie Clark bei Byrne offene Türen eingerannt. „Love This Giant“ knüpft musikalisch durchaus an den zwar eingängigen, aber ziemlich raffinierten und vielschichtigen Kompositionen der „Talking Heads“ und an deren distanziert wirkender, ironischer Weltsicht an, deckt sich auch mit Byrnes altbekannter Vorliebe für die Polyrhythmik des Afrobeat und den effektvollen Einsatz von Electronic, erreicht aber durch den unglaublich vielseitigen und ausgeklügelten Bläser-Sound eine weitere, bislang unbekannte Dimension in Sachen schräger Genialität. Das kann funky explodieren oder sich sanft in die Gehörgänge einschmeicheln, fast schon traditionell anmuten oder wie eine verschrobene musikalische Umsetzung der plastisch deformierten Köpfe der Protagonisten auf dem CD-Cover daherkommen – die beiden lassen ihren uneingeschränkten musikalischen Phantasien jederzeit freien Lauf. Tatkräftig unterstützt werden sie dabei von Co-Produzent John Congleton mit seinen geschickt programmierten Beats, die dem Album Einheit und Struktur verleihen. Ein Album, das sich weit über den Durchschnitt erhebt und das Potential zum Pop-Meilenstein hat!
(4ad/Beggars/Vertrieb: www.rottensteiner-pr.at)
