Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Peter Füssl · 27. Okt 2014 · CD-Tipp

David Virelles: Mbókò

Der in New York lebende kubanische Pianist David Virelles fiel schon letztes Jahr auf Tomasz Stankos „Wislawa“ und auf Chris Potters „The Sirens“ als frische und unkonventionelle junge Stimme auf. Kein Wunder also, dass er nun auf ECM sein von Manfred Eicher produziertes Debut-Album vorlegt.

Und auch hier geht er ausgefallene Wege, sowohl besetzungsmäßig – mit Robert Hurst und Thomas Morgan an zwei Kontrabässen, und den beiden Rhythmikern Marcus Gilmore an den Drums, und Román Díaz an den vier rituell verwendeten afrokubanischen Biankoméko-Trommeln –  als auch konzeptionell. So kombiniert David Virelles in seinen zehn Kompositionen die musikalischen Rituale des ursprünglich aus Nigeria und Kamerun stammenden, aber für die kubanische Identitätsfindung enorm wichtigen Abakuá-Geheimbundes mit seinen eigenen Wurzeln in der Musik der Gegenwart. Die können durch Namen wie Thelonious Monk, John Coltrane, Andrew Hill oder Henry Threadgill näher definiert werden. Dass in der Abakuá-Kultur Klänge verehrt werden, trifft sich natürlich vortrefflich mit der musikalischen Konzeption der Münchner Klangfabrik, und so entfalten sich auf „Mbókò“ nicht nur spannende polyrhythmische Gespinste, sondern auch jede Menge erfrischend neuer Soundideen. Auch wenn im Untertitel von „Sacred Music“ die Rede und dies auch durchaus ernst gemeint ist, kann man fern jeglicher Esoterik lyrisch Meditatives und vielleicht noch mehr die kantig expressiven und treibenden Eruptionen von Virelles genießen, die enorme Energien freisetzen können. Und die magischen Geschichten, die der tief in diesen uralten Traditionen verwurzelte Román Díaz – oftmals im Dialog mit David Virelles Piano-Klängen – auf der Bonkó Enchemiyá, der größten der vier Biankoméko-Trommeln erzählt, gehen tief unter die Haut. Ein in jeglicher Hinsicht exzeptionelles Album!

(ECM/www.lotusrecords.at)