Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 18. Feb 2013 · CD-Tipp

Dieter Ilg: Parsifal

Man muss dem hervorragenden deutschen Kontrabassisten Dieter Ilg dankbar sein, dass er das viereinhalbstündige, überaus weihevolle und religiös verbrämte Spätwerk Richard Wagners auf 56 Minuten und 7 Sekunden komprimiert und von allem ideologischen und orchestralen Bombast befreit hat, und somit die bemerkenswerte musikalische Essenz des dramatischen Werkes auch für Nicht-Wagnerianer auf einer ganz anderen Ebene wieder zum Leuchten bringt.

Wie schon bei seinem erfolgreichen Verdi-Projekt „Otello“ macht sich Ilg gemeinsam mit seinen nicht weniger kreativen und virtuosen Mitstreitern Rainer Böhm am Piano und Patrice Héral an Schlagzeug und Perkussion erfolgreich auf den Weg, um völlig neue musikalische Zugänge zu diesem Klassiker aus der Sicht von Jazzmusikern, die sich am Puls der Zeit bewegen, zu finden. Es bereitet großes Vergnügen, der intensiven musikalischen Auseinandersetzung zu folgen, die diese kongenialen Musikerpersönlichkeiten sowohl miteinander, als auch mit den von Wagner vorgegebenen Themen und Motiven führen. Nach Bayreuth wird es dieses kongeniale Trio auch im heurigen Jubliläumsjahr zum 200. Geburtstag des bis heute die Musikwelt polarisierenden Komponisten nicht schaffen, aber der Zuspruch des kammermusikalisch ausgerichteten Jazzpublikums ist ihm auf jeden Fall sicher. Denn diesem Trio gelingt es, selbst einer fast schon zu Tode gespielte Melodie wie Beethovens „Freude schöner Götterfunken“, mit der Dieter Ilg das ambitionierte Projekt ausklingen lässt, neues Leben einzuhauchen.
(ACT/Vertrieb: www.rottensteiner-pr.at)