Enrico Rava Quartet & Gianluca Petrella: Wild Dance
„Ich mag diese Platte sehr, sie war eine der am einfachsten zu realisierenden in meiner gesamten Karriere, ganz einfach weil wir alle in einer dermaßen positiven und produktiven Stimmung waren“ – wenn das ein phänomenaler Musiker wie der 76-jährige Enrico Rava sagt, der in seiner Person die letzten 50 Jahre Jazz-Geschichte vereint und in etwa gleich viele Alben produziert hat, dann hat das schon Gewicht.
In den 13 Eigenkompositionen plus einer kollektiven Gruppenimprovisation ist alles enthalten, was Rava zu einem der Top-Trompeter der Gegenwart gemacht hat: wunderbare, schwebende Balladen voller Melancholie, rasante Uptempo-Nummern und natürlich sein unverwechselbarer Ton, der permanent zwischen eleganter Coolness und emotionaler Tiefe, zwischen Fragilität und vorantreibender Bestimmtheit changiert. In seinem aktuellen Quartett vereint er wieder einzigartige Talente wie Enrico Morello, den Rava für den derzeit besten Jazzdrummer Italiens hält, den wendigen Kontrabassisten Gabriele Evangelista und vor allem den Gitarristen Francesco Diodati, der höchst einfallsreich und geschmackssicher den harmonischen Background für den Meister aufbereitet – von luftig-leichten, weiträumig schwebenden Sounds, über unkonventionell Schräges bis hin zu fingerfertigen Attacken. Zu den bewegendsten Momenten dieser wie immer exquisit produzierten ECM-Scheibe gehören die musikalischen Kontributionen des einzigen zusätzlich ins Studio geladenen Gastes, Ravas Langzeit-Weggefährten Gianluca Petrella an der Posaune. Den hinreißenden Unisono-Passagen und intensiven Dialogen der beiden Bläser zu lauschen, zu denen mitunter auch die Gitarre noch Interessantes beisteuert, bereitet höchstes musikalisches Vergnügen. Das wird eine der CDs, die mich durch den Herbst begleiten werden.
(ECM/www.lotusrecords.at)