Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 19. Feb 2015 · CD-Tipp

IBEYI

Ibeyi heißt im Yoruba-Dialekt „Zwillinge“, was auf die 20-jährigen kubanisch-französischen Schwestern Lisa-Kaindé und Naomi Díaz, die derzeit als die aufregendsten Debütantinnen des Jahres alle qualitätsbewussten Musikrubriken erobert haben, auch zutrifft. Zur Musik fanden die beiden als Weg, den frühen Tod ihres Vaters und Buena Vista Social Club- bzw. Afro Cuban Allstars-Perkussionisten Miguel Angá Díaz und einer Schwester zu verarbeiten.

Lisa-Kaindé steuert die Kompositionen und Pianoklänge bei und nennt Nina Simone oder Billie Holiday als Referenzgrößen, während Naomi das perkussionistische Erbe angetreten hat und HipHop-interessiert ist – wenig verwunderlich: James Blake begeistert beide. Ihre mit hellen, leicht angerauten Stimmen auf Yoruba, Französisch und Englisch intonierten Songs verstehen sie als „zeitgenössische negro spirituals“, in denen Tod, Trauer, Familie und ihre nigerianische Herkunft thematisiert werden. Diese traditionelle, sehr ursprünglich wirkende, akustische Komponente, zu der auch der Klang der kubanischen Perkussionsinstrumente zählt, steht in reizvollem Kontrast zu den kargen, aber effektvollen Post-Dubstep-Elementen der Musik, die auf den Einfluss von XL-Label-Chef Richard Russell zurückgehen. Selten haben sich Wärme und Coolness wechselweise so effektvoll hochgeschaukelt, sind rituelle afrikanische Erdigkeit, kubanischer Groove, jazzige Vocals, aktueller R’n’B und zeitgenössische Electronics aus Paris und London dermaßen stimmig verschmolzen, ohne sich in biederer Worldmusic-Beliebigkeit zu verlieren. Die hübschen Díaz-Schwestern dürften 2015 der gemeinsame musikalische Nenner werden, auf den sich Liebhaber der unterschiedlichsten Genres einigen können.

(XL Recordings)