Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Peter Füssl · 24. Sep 2012 · CD-Tipp

John Surman: Saltash Bells

Sopran-, Tenor- und Baritonsaxophon, Alt-, Bass- und Kontrabassklarinette, Harmonika und Synthesizer – dem mit allen musikalischen Wassern gewaschenen englischen Multiinstrumentalisten und Komponisten John Surman steht ein reichhaltiges und farbenprächtiges Arsenal an Klangerzeugern zur Verfügung. Das weiß er auch perfekt zu nützen, denn Solo-Produktionen sind sozusagen seine Königsdisziplin – mehr als ein halbes Dutzend davon gibt es schon, den Großteil davon auf seinem Stammlabel ECM. Und eine besser als die andere.

Auch mit „Saltash Bells“ legt John Surman wieder Erstklassiges vor und erweist sich einmal mehr als ungemein einfallsreicher musikalischer Geschichtenerzähler. Titelgebend sind die Kirchenglocken des kleinen Dorfes Saltash in Cornwall, die der kleine John immer hörte, wenn er mit seinem Vater abends über den Fluss segelte – diese sich wiederholenden Muster aus Klängen und deren Echos und Spiegelungen auf dem Wasser inspirierten ihn schon damals, Melodien dazu zu erfinden. Heute übernimmt der Synthesizer diese atmosphärische „Background“-Funktion, und John schöpft aus einem schier unerschöpflichen Reservoir an eingängigen Melodien, die er auf höchst einfallsreiche Art darüber legt, nicht selten, indem er mittels Overdubbing und Multitracking in Kommunikation mit sich selber tritt. Spieltechnisch sind John Surman ohnehin keine Grenzen gesetzt. Die Stücke auf „Saltash Bells“ sind in intensive Musik gegossene Kindheitserinnerungen, geprägt durch einen angenehm melancholische Grundstimmung, die zu eigenen Erinnerungen und zum Träumen einlädt.
(ECM/Vertrieb: www.lotusrecords.at)