Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Peter Füssl · 25. Mai 2015 · CD-Tipp

Jukka Perko & Iiro Rantala: It Takes Two to Tango

Eine der außergewöhnlichsten Erscheinungen der an Originellem wahrlich nicht mangelnden finnischen Musikszene ist der Pianist Iiro Rantala, der zwischen Bach und Monk, zwischen Folklore und Tango nichts auslässt, was musikalische Kurzweil auf höchstem Niveau verspricht. Auch der Alt- und Sopransaxophonist Jukka Perko, der als blutjunger Musiker Ende der 1980er Jahre mit der „Dizzy Gillespie 70th Anniversary Big Band“ intensiv rund um die Welt tourte, bewegt sich genresprengend zwischen Klassik und Hardbop.

Dass der Tango – aus Argentinien importiert und als ideales Ausdrucksmittel für das Leid, das man unter der russischen Herrschaft auszuhalten hatte  – in Finnland schon seit hundert Jahren zur gelebten Volkskultur auf Hochzeiten und Dorffesten gehört, ist mittlerweile bekannt. Wie unterhaltsam es trotz der Moll-Lastigkeit aber klingt, wenn zwei virtuose Könner dieser Größenordnung, die beide mitunter auch den Schalk im Nacken haben, in diesem Metier schwelgen, wird vielleicht manchen doch verblüffen. Das amerikanische „It takes two to Tango“ im Sinne von „es braucht immer zwei dazu“ gewinnt angesichts dieses Duo-Projekts also an Doppeldeutigkeit. Ob Toivo Kärkis „siks oon mä suruinen“, das vielleicht berühmteste finnische Tango-Stück, oder Victor Youngs Klassiker „Stella by Starlight“, ob Traditional oder Jean Sibelius’ „Finlandia“, Perko und Rantala bringen in ihrem Zauberkochtopf alles zum Brodeln - kraftvoll dynamisch und voller melancholischer Leidenschaft.

(ACT)