Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Peter Füssl · 23. Mai 2014 · CD-Tipp

Muthspiel / Grenadier / Blade: Driftwood

Nach „Travel Guide“, seinem mit den beiden Gitarristen-Kollegen Ralph Towner und Slava Grigoryan aufgenommenen ECM-Debüt, feiert Wolfgang Muthspiel nun mit „Driftwood“ seinen Einstand als Bandleader beim renommierten Münchner Label.

Mit dem durch Gary Burton, Pat Metheny und Brad Mehldau bekannt gewordenen Kontrabassisten Larry Grenadier und dem unglaublich vielseitigen Drummer Brian Blade, der neben seinen eigenen Jazz- und Singersongwriter-Projekten auch für die unterschiedlichsten Künstler von Wayne Shorter über Bill Frisell bis Joni Mitchell und Emmylou Harris trommelte, hat der versierte Gitarrist wirklich kongeniale Mitstreiter gefunden. Mit Ausnahme des gemeinsam improvisierten Titelsongs stammen alle Kompositionen von Wolfgang Muthspiel, je eine sind als Hommagen an Joe Zawinul und Michael Brecker angelegt. Das Spektrum reicht von farbenreichen, atmosphärisch dichten impressionistischen Klangbildern zu kraftvoll zupackenden Grooves. Der Bandleader beweist sowohl auf der akustischen als auch auf der E-Gitarre seine stupende Technik und zaubert gemeinsam mit dem unglaublich einfallsreich und subtil agierenden Brian Blade und dem am gestrichenen und gezupften Bass gleichermaßen perfekt harmonierenden Grenadier vielschichtige Soundlandschaften. Auch wenn sie erstmals als Trio zusammenspielen, ist es stets spürbar, dass sich die drei Protagonisten schon lange gut kennen, denn die musikalische Interaktion funktioniert perfekt, und sie spielen auch komplexes Material mit einer verblüffenden Leichtigkeit. Ein kleiner Tipp: Wenn man glaubt, schon alles gehört zu haben, einfach mal den Fokus auf Brian Blade richten. Verblüffend!
(ECM/www.lotusrecords.at)

Zur CD-Präsentation  am 21. Mai bei Jazz& am Spielboden Dornbirn

Live hört sich das natürlich gleich nochmals griffiger und zupackender an, und es bleibt noch mehr Platz für Improvisationen, in denen die drei Meister zeigen können, was sie so alles draufhaben. Muthspiel streute am Spielboden aber auch noch weitere, auf der CD nicht enthaltene Perlen ein, etwa die 2006 auf dem Album "Bright Side" veröffentlichte Hommage "Mehldau", die dem Ausnahme-Pianisten in der Tat alle Ehre macht. Der Saitenstar ließ aber auch seine vor zwei Jahren auf "Naked Vienna" erstmals ausgelebten Singersongwriter-Fähigkeiten zur Geltung kommen und präsentierte sogar einen bislang noch nicht veröffentlichten Song.

Das Zusammenspiel funktionierte natürlich auch live perfekt, Wolfgang Muthspiel und Larry Grenadier erwiesen sich wieder einmal als ganz große Könner, die auf ihren Instrumenten schlicht und einfach alles aus dem Ärmel schütteln können, was ihnen gerade in den Sinn kommt und passt. Ein absolutes Erlebnis war es aber auch, Brian Blade live an den Drums zu sehen. Das Schlagzeug als Palette, Sticks, Schlägel, Besen und auch die Finger als Pinsel malt er seine Rhythmen mit einer atemberaubenden Sensibilität und einem unglaublichen Gespür für effektvolle Dynamik. Sollte jemand noch der längst überholten Meinung gewesen sein, Drummer seien "nur" Begleiter, ist er wohl endgültig eines Besseren belehrt worden. Brian Blade zumindest ist eine Klasse für sich.