Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 15. Apr 2015 · CD-Tipp

Natalia Mateo: Heart of Darkness

Von Michel Legrands „The Windmill Of Your Mind“ über Lou Reeds „Take A Walk On The Wild Side“, von Lady Gagas „Paparazzi“ über Tom Waits’ „Chocolate Jesus“ zu „I Put A Spell On You“ von Screamin’ Jay Hawkins – Natalia Mateo fischt in den unterschiedlichsten musikalischen Tümpeln und zieht ganz große Fische an Land.

Das Verblüffende daran ist, in welchem Maß die 31-jährige in Österreich aufgewachsene, in Deutschland lebende Sängerin mit polnischen Wurzeln auf höchst unkonventionelle Weise diese Songs zu ihren ganz eigenen macht, ohne ihnen ihre ursprüngliche Sogkraft zu rauben. Slawisches, Pop, Rock, Jazz – Genregrenzen scheinen ihr völlig gleichgültig zu sein. Sie ist eine hochgradige Individualistin, offen für vielerlei Einflüsse, die ihr kreatives Potential entzünden. Das entlädt sich dann auch in eigenen Songs, die die literarisch interessierte Sängerin in ihrer polnischen Muttersprache oder auf Englisch interpretiert. Für „Inferno“ verwendete sie etwa Auszüge aus der polnischen Übersetzung von Dantes „Göttlicher Komödie“, das Album selber hat sie nach der gleichnamigen Erzählung des aus Polen stammenden Autors Joseph Conrad benannt. Vom zart-sinnlichen, gerne auch etwas mysteriös klingenden Hauchen bis zur kraftvollen Attacke verfügt Natalia Mateo über ein breites Ausdrucksrepertoire, mit dem sie auch stärkste Emotionen transportieren kann. Ein schönes Beispiel dafür ist ihre Interpretation des von Billie Holiday bekannt gemachten schaurigen Anti-Rassismus/-Lynchjustiz-Klassikers „Strange Fruit“. Musikalische Mitstreiter, die ihren unkonventionellen Zugang kongenial unterstützen, hat sie am Musikinstitut der Uni Osnabrück gefunden, etwa den aus Innsbruck stammende Trompeter Gregor Lener, Pianist Simon Grote oder Gitarrist Dany Ahmad. „I always went my own road and on my own legs where I had a mind to go“, zitiert Natalia Mateo aus Conrads „Heart of Darkness“ – auf diesem Weg werden wir sie gerne begleiten.

(ACT)