Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Peter Füssl · 19. Jän 2015 · CD-Tipp

Nguyen Lê: Celebrating The Dark Side Of The Moon

Einen mehr als 50 Millionen mal verkauften Rock-Klassiker wie Pink Floyds „The Dark Side Of The Moon“ gute 40 Jahre nach dessen Erscheinen als Vorlage für ein Bigband-Album zu nehmen, könnte furchtbar in die Hose gehen. Aber nicht beim gewitzten Gitarristen Nguyên Lê, der seine Vorliebe für die Rock-Geschichte auch schon mit eigenwilligen Hit-Adaptionen von Jimi Hendrix, Led Zeppelin, Cream oder Iron Butterfly ausgelebt hat.

Dass seine mit fernöstlichen Farben aufgefettete Gitarre extrem rockig-psychedelisch klingen kann, ist diesem ambitionierten Projekt ebenso förderlich wie sein untrügliches Gespür für lustfördernde Grenzüberschreitungen. Mithilfe des grandiosen Arrangeurs Michael Gibbs überführt er die Pink Floyd-Welt in ein atmosphärisch ungemein dichtes, vielfältig schillerndes und mit allerhand rhythmischen und harmonischen Vertracktheiten spannend aufgeladenes Bigband-Idiom. Die NDR Bigband erweist sich einmal mehr als höchst kompetentes Gefäß für eigenwillige Ideen und hat mit dem Trompeter Claus Stötter oder den Saxophonisten Fiete Felsch, Christof Lauer und Lutz Büchner exzellente Solisten in ihrer Reihe. Nguyen Lê integriert in diesen Klangkörper seine Trio-Kumpane Gary Husband und Jürgen Attig ebenso nahtlos wie fünf Eigenkompositionen ins Pink Floyd-Material, und er lässt die extrem ausdrucksstarke Vokalistin Youn Sun Nah auf der dunklen Seite des Mondes außergewöhnliche Glanzpunkte setzen. Über weiteste Strecken ist diese schillernde „Hommage“ äußerst intensiv und mitreißend – für Fans aus allen musikalischen Lagern!
(ACT)