Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Peter Füssl · 20. Feb 2013 · CD-Tipp

Nick Cave & The Bad Seeds: Push The Sky Away

Ist es Nick Cave und den Bad Seeds mit dem 15. Album in 30 Jahren gelungen, das Rad neu zu erfinden? Nein, natürlich nicht. Warum sollten sie auch? Denn noch bringen sie diese ungemein dichte, undefinierbare, geheimnisvolle Atmosphäre glaubwürdig herüber, die Cave-Fans so lieben, und sie schließen mit „Push The Sky Away“ an ihre besten Alben an, ohne sich selbst zu kopieren.

Kaum zu glauben, dass es sich um nahezu dieselbe Besetzung handelt, die bei den beiden Grinderman-Alben solche Muskeln gezeigt hat, nur der langjährige Schweizer Bad Seeds-Drummer Thomas Wydler ist jetzt wieder mit an Bord. Den musikalischen Art Director macht nach dem Weggang des Bad Seeds-Urgesteins Mick Harvey vor gut drei Jahren nun der rauschebärtige Multiinstrumentalist Warren Ellis. Er hat Gitarren und Piano in Nebenrollen gedrängt und dem Album ein durchgängiges, über weite Strecken reduziertes, loops- und Geräusch-orientiertes Sound-Konzept verpasst, das die Magie von Nick Caves tiefem (Sprech-)Gesang auf wunderbare Weise einfängt und in Schwingung versetzt, manchmal wird der Zauber noch verstärkt durch den geschickten Einsatz von Streichern und Backgroundchören. Mit „Push The Sky Away“ bleiben Nick Cave & The Bad Seeds ihrem traditionellen Songformat treu, düster wirkenden Balladen mit kleinen, aber fesselnden Melodien, und atmosphärisch dichten Texten über Tod und Teufel, über Liebe und Dämonen, über das Leben und über das Schreiben, über die Wahrheit und den Traum und über das Internet. Mal tiefgründig, mal ironisch, mal traurig, mal absurd. Sich auf das Cave’sche Universum einzulassen, ist auch nach dreißig Jahren immer noch ein reizvolles Abenteuer, bei dem sich Unerwartetes und Déjà-vu-Erlebnisse in angenehmer Weise die Waage halten. Empfehlenswert ist übrigens die geschmackvoll ausgestattete Deluxe-Ausgabe mit zwei zusätzlichen Songs auf DVD.
(Bad Seed Ltd./Rough Trade)