vorarlberg museum plant für 2025 Ausstellung zu Franz Plunder (Foto: Stadtarchiv Bregenz)
Peter Füssl · 05. Mai 2014 · CD-Tipp

Omar Sosa: Senses. Solo Piano

Der aus Kuba stammende und in Barcelona und auf Menorca lebende Pianist Omar Sosa hat vom Duo bis zur Bigband zwar alle Formate schon des Öfteren bedient, mit „Senses“ macht er nun aber das halbe Dutzend an Solo-Einspielungen voll, was man wohl als Hinweis auf eine besondere Vorliebe deuten darf.

Denn solo zu spielen bedeutet für Omar Sosa eine äußerst vertiefte und höchst intensive Zwiesprache mit sich selbst zu halten, eine meditative Reflexion über Zweifel und Ängste mit dem Ziel der Heilung. Hier wird der Pianist zum Schamanen. Als „Artist in Residence“ am Experimental Media and Performing Art Center in Troy, New York, nutzte Sosa den  warmen, voluminösen Klang des großartigen Yamaha CF III Konzertflügels und die ideale Raumakustik, um nächtelang vor sich hin zu improvisieren. Herausgekommen sind 16 zumeist etwas melancholisch verträumt wirkende, unaufgeregt entspannte Musikstücke, die die kontemplative Seite des sonst durch seine Vitalität auffallenden Pianisten betonen. Omar Sosa unternimmt mit den Fingern auf den Tasten eine stimmungsvolle Expedition in sein tiefstes Inneres, und wenngleich dies eigentlich ein äußerst intimer Akt ist, hat er offenbar Allgemeingültigkeit, denn es ist ein Leichtes, sich als Hörer dieser emotionalen musikalischen Reise ins Ungewisse anzuschließen. Alles, was man als „typisch kubanisch“ erwarten könnte, kommt auf „Senses“ praktisch nicht zu tragen, wenngleich Omar Sosas eingebettet sein in die kubanische Musik im Speziellen und in die Weltmusik im Allgemeinen natürlich eine Rolle spielt. Statt Rambazamba sind hier aber die Suche nach Ruhe und innerem Frieden angesagt. Mit „Friede, Freude, Eierkuchen“ hat das aber nichts zu tun.
(Skip Records)