Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Peter Füssl · 11. Mär 2013 · CD-Tipp

Palma Violets: 180

Der einflussreiche „New Music Express“ wählte die vier Jungs aus dem Londoner Stadtteil Lambeth letztes Jahr zur besten neuen Band Großbritanniens und ihren damals einzigen veröffentlichten Song „Best Of Friends“ zum „Track of the Year“.

Das Frontgespann, Gitarrist Sam Fryer und Bassist Chilli Jesson, werden mit legendären Bühnenbrüdern wie Pete Doherty/Carl Barât von The Libertines oder Joe Strummer/Mick Jones von The Clash verglichen. Der Hype ist also riesig und wurde dadurch, dass Trendsetter Geoff Travis die Palma Violets für sein Rough Trade-Label verpflichtete, weiter angeheizt. Nun liegt der gerade mal vierzig Minuten lange Erstling „180“ mit 11 Songs und einem hidden track vor und kann sich durchaus hören lassen, wenngleich wenig auszumachen ist, das über das Oeuvre ähnlich gelagerter Bands wie den schon genannten Libertines oder den Arctic Monkeys hinausginge. Über weite Strecken ziemlich handfester Indie-Garagenrock mit Britpop-Einflüssen und Post-Punk-Attitüde, der vor allem durch Peter Mayhews Keyboards auch mal ins Psychedelische abdriftet. Drummer Will Doyle lässt es gerne rumpeln und treibt die ungestümen, von Fryer und Jesson gesungenen Songs voran. Manches wirkt auf eine angenehme Art fragmentarisch oder nach Maßstäben der Charts-Tauglichkeit gar sperrig. Zumindest scheint „Pulp“-Bassist Steve Mackey, der „180“ produziert hat, und allen anderen Beteiligten klar zu sein, dass es schade wäre, diese Ausnahmetalente einem schnellen Hit zuliebe zu verheizen. In London haben sich die Palma Violets durch unzählige Spontanauftritte längst einen hervorragenden Ruf als Live-Band erspielt, da darf man gespannt sein, wie sie diesen Sommer auf den internationalen Festival-Bühnen einschlagen.
(RTR/Vertrieb: Indigo)