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Peter Füssl · 30. Okt 2012 · CD-Tipp

Rickie Lee Jones: The Devil You Know

Der Stones-Klassiker „Sympathy For The Devil“ steht neben Donovans „Catch The Wind“ und Neil Youngs „Only Love Can Break Your Heart“ neben dem Rod Stewart-Hit „Reason To Believe“. Songmaterial, aus dem man eine nette Greatest Hits-Compilation der späten 60er und frühen 70er Jahre basteln könnte, wird von der für ihre unkonventionellen Projekte bekannten Rickie Lee Jones auf gleichermaßen geniale wie radikale Weise von allem Zierrat und Ballast befreit, solange skelettiert, bis nur noch das Innerste, das Notwendigste eines Songs übrigbleibt.

Jener unauslöschliche Teil, der im kollektiven Gedächtnis ihrer, also der 50+-Generation haften geblieben ist, auch wenn man sich vielleicht nicht mehr an jedes Detail so genau erinnern kann. Alle 10 Titel sind nur minimal instrumentiert, ein bisschen Fingerpicking hier, ein bisschen Pianogeklimper da, spärliche Perkussion, ein schwebendes Orgelklangwölkchen. Denn nichts soll von dieser inbrünstig verhaltenen Stimme ablenken, die ebenfalls völlig reduziert daherkommt, manchmal nur noch ein Flüstern ist oder ein paar Wörter vernuschelt. Es ist ein unglaublich intimes Hörerlebnis, man glaubt, einem geheimen Beschwörungsritual beizuwohnen und dabei einen Blick in die unverstellte Seele von Rickie Lee Jones werfen zu können. Sie agiert ohne Netz und doppelten Boden, lässt keinen Hoffnungsschimmer, keinen Lichtblick zu, auf ihr lastet bleischwere Traurigkeit. Aber wie wir alle wissen, kann in einer ganz speziellen Atmosphäre und in ganz außergewöhnlichen Momenten größte Traurigkeit mit absoluter Schönheit verbunden sein. Selten wird das so deutlich wie bei „The Devil You Know“ .

(Condord/Vertrieb: www.universalmusic.at)