Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 05. Jän 2015 · CD-Tipp

Round Nina. A Tribute to Nina Simone

Wenn Major-Labels mit einem Massenauftrieb an Stars Hommage-Alben an Legenden der Musikgeschichte produzieren, sollte man vorsichtig sein: häufig kommen dabei glattgebürstete, seelenlose, massentaugliche Verkaufsschlager heraus. Nicht so beim vorliegenden Tribute an die – nach einem ihrer Plattentitel so benannten – „High Priestess of Soul“ Nina Simone, die auch in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung stark engagiert war, als äußerst schwierige Persönlichkeit durch alle Höhen und Tiefen des Lebens ging und vor elf Jahren in ihrem südfranzösischen Domizil an Krebs verstarb.

Der Großteil der Beiträge auf „Round Nina“ wird der grandiosen Soul-Jazz-Ikone nicht nur gerecht, sondern kitzelt auch noch erfrischend neue Aspekte aus den zum Teil häufig gecoverten Klassikern heraus. Melody Gardots knisternde Version von „Four Women“, Youn Sun Nah fesselndes „Plain Gold Ring“, Hindi Zahras an Billie Holiday erinnerndes „Just Say I Love Him“ oder Lianne La Havas funky fibrierendes „Baltimore“ sind exzellent. Während sich etwa Keziah Jones im für ihn typischen Genre bewegt, wird es spannend, wenn Interpreten eine verblüffende Songauswahl treffen, wenn sich etwa der stimmgewaltige Gigant Gregory Porter des zarten Folksongs „Black Is The Color (Of My True Love’s Hair)“ annimmt oder Sophie Hunger „I Put A Spell On You“ eher experimentell denn magisch angeht. Und der 30-jährige französische Soul-Sänger Ben l’Oncle Soul dürfte für viele eine Trouvaille sein. Das gesamte Tribute-Album wurde mit französischen Musikern – allen voran ist Tasten-Zampano Bojan Z zu erwähnen – und großem Orchester in Paris eingespielt, vielleicht macht das den wohltuenden Unterschied zu ähnlich gelagerten, aber bei weitem nicht so unkonventionellen US-Produktionen aus.
(Verve/Universal)