Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 16. Mär 2015 · CD-Tipp

Rudresh Mahanthappa: Bird Calls

Rudresh Mahanthappa, der vielleicht perfekteste Altsaxophonist der Gegenwart und einer der kreativsten Komponisten dazu, erweist Charlie Parker, seinem großen Vorbild und unerschöpflichem Quell an Inspirationen, die Ehre. Und wie! Diese unbändig kraftvolle und mitreißende Hommage kommt völlig ohne Parker-Stück aus und ist trotzdem vollgestopft mit dem Geist dieses großen Erneuerers des Jazz, dessen Musik auch heute noch – er wurde vor 95 Jahren geboren und ist vor 60 Jahren gestorben – total am Puls der Zeit liegt.

Mahanthappa hat um Fragmente aus Parker-Stücken – Melodielinien, Soli, harmonische Verläufe, rhythmische Strukturen – seine eigenen Kompositionen gebaut. Musikwissenschafter dürften ihren Spaß daran haben, die Zusammenhänge zwischen Parkers „Relaxin’ at Camarillo“ und Mahanthappas „Chillin’“ zu untersuchen, zwischen „Confirmation“ und „Sure why not?“ oder zwischen „Now’s The Time“ und „Maybe Later“. Noch vergnüglicher aber ist es, sich von der rauschhaften Spielfreude dieses hochkarätigen Quintetts im Geiste des Bebop anstecken zu lassen. Rudresh Mahanthappa und der erst 20-jährige Trompeter Adam O’Farrill, dessen berühmter Großvater Chico mit Bird befreundet war, befeuern sich wechselseitig in einem Maße, wie dies einst Parker und Dizzy Gillespie taten. Pianist Matt Mitchell untermauert mit unkonventioneller Tastenarbeit, François Moutin treibt auf dem Kontrabass voran, und der wendige Rudy Royston lässt es durchaus auch einmal krachen. In Up-tempo-Nummern lassen die auch solistisch brillanten Techniker so richtig ihre Muskeln spielen, schwelgen aber auch mal genüsslich in einer Ballade. Mahanthappas Bezüge zur indischen Musik kommen vielleicht weniger direkt zur Geltung wie bei älteren Projekten, sind aber durchaus spürbar. Mit diesem genialen Album wird Mahanthappa heuer wieder die Polls abräumen!

(ACT)