Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Peter Füssl · 23. Okt 2014 · CD-Tipp

Scott Walker + Sunn O))): Soused

Nach dem genialen 2012 erschienenen Album „Bish Bosch“ hat sich der seit Jahrzehnten erfolgreich an seinem Anti-Star-Image bastelnde Scott Walker für das Nachfolge-Album „Soused“ nun mit der amerikanischen Drone-Metal-Band Sunn O))) kongeniale Partner geholt. Denn die extrem fordernden Querdenker treffen sich nicht nur in ihren schwerverdaulichen künstlerischen Ansätzen, sondern auch in der konsequenten Verweigerung einer auch nur ansatzweisen Befriedigung üblicher Hörgewohnheiten.

Dennoch ist „Soused“ nicht so unzugänglich, wie man es rein von der Papierform her erwarten dürfte. Vielmehr scheinen sich die mit Walkers durchdringendem Bariton fast schon opernhaft intonierten, finster-surrealen Texte und das düster-dumpfe Dröhnen und Brodeln, die Peitschenhieb-Knaller und Industriemaschinengeräusche, Gitarren-Attacken, Glocken und irrlichternden Trompeten von Stephen O’Malley, Greg Anderson & Co. auf geheimnisvolle Weise zu befruchten. Eine Art wechselseitiger Exorzismus stellt sich ein, der möglicherweise gar nicht so beabsichtigt war, aber das höllische Gebräu etwas leichter zu konsumieren macht. Dennoch steht bei den fünf zwischen neun und zwölf Minuten langen Stücken natürlich das Experiment im Vordergrund, und Entspannungsmusik hört sich selbst nach extremen Avantgarde-Begriffen ganz anders an. Und wer sich zu guter Letzt vom albtraumhaften „Lullaby“ in den Schlaf wiegen lässt, darf sich nur einer Sache ganz gewiss sein: „The Sun Ain’t Gonna Shine Anymore“! Vor allem, wenn man die Anweisung „Maximum volume yields maximum results“ auf der Cover-Rückseite befolgt hat.

(4AD/Beggars)