Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 25. Mär 2013 · CD-Tipp

Snarky Puppy: groundUP

Die Bezeichnung Fusion-Orchester passt für Snarky Puppy, dieses 25-köpfige Musikerkollektiv aus Texas, nur dann, wenn man bei diesem verschwommenen Begriff nicht die öde Kommerz-Rock-Jazz-Fusion der 80er Jahre im Sinn hat.

Bandleader und Bassist Michael League, der auch den Großteil  der Kompositionen und Arrangements beisteuert, hat den Stil der seit acht Jahren bestehenden Großformation als „jafunkadansion“, also als Mischung aus Jazz, Funk und Tanzmusik bezeichnet. Dass sich die vorwiegend noch ziemlich jungen Bandmitglieder normalerweise ihre Brötchen bei Arbeitgebern wie Snoop Dogg, Erykah Badu, Kenny Garrett, Marcus Miller, P Diddy, Roy Hargrove, Morcheeba, Tower of Power oder Yo-Yo Ma verdienen, lässt schon die musikalische Bandbreite erahnen, auf der die Songs aufgebaut sind. Das Spektrum reicht von mitreißenden Funk-Grooves mit satten Bläsersätzen zu lockerflockigen Jazzharmonien, von üppigen Keyboard-Sounds (immerhin stehen ja bis zu vier Keyboarder gleichzeitig auf der Bühne), über gitarrendominierten Rock, bis zu einem avantgardistisch-expressiven mehrminütigen Geigensolo, von eindrucksvollen Streicher-Passagen zu vielschichtigen rhythmischen Orgien oder in die Beine gehenden New Orleans-Sound. Diese Band überspringt permanent alle Genre-Grenzen, bleibt aber letztlich immer soweit auf konventionellen Bahnen, dass sich ein breites Publikum angesprochen fühlt. So furchtbar „bissig“ (im Sinn von „sarkastisch“) ist das Hündchen also gar nicht, wenn man einigermaßen offen für zeitgemäße Sounds ist. Diese CD wurde im Dezember 2011 vor Publikum live im Shapeshifter Lab in Brooklyn eingespielt, was offensichtlich den Musikern und den Zuhörern gleichermaßen viel Spaß gemacht hat, wie die mitgelieferte DVD mit ihrem qualitativ hochwertigen Bildmaterial eindrucksvoll dokumentiert.
(mig)