Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Peter Füssl · 01. Okt 2012 · CD-Tipp

Sophie Hunger: The Danger of Light

Die 29-jährige Schweizerin Sophie Hunger hat sich in nur vier Jahren mit ihren Erfolgsalben „Monday’s Ghost“ und „1983“ zu einer fixen Größe im internationalen Musikbusiness entwickelt und, was vielleicht noch bedeutsamer ist, sie ist einer jener seltenen gemeinsamen Nenner, auf den sich Fans der unterschiedlichsten Genres von Singer-Songwriter-Folk über Indie-Pop bis Jazz locker einigen können. Diese Erfolgsserie, die sich in unzähligen Auftritten auf beiden Seiten des Atlantiks und zahlreichen Preisen niedergeschlagen hat, wird sie mit ihrem neuen vielseitigen, wieder alle stilistischen Grenzen sprengenden Album „The Danger of Light“ mit Sicherheit fortsetzen.

Indie-Pop, Klavier-Chanson, Schweizer Dialekt-Lied, schräger Rock, Gitarren-Mundharmonika-Folk im Stil des frühen Dylan und eine immer gewichtiger werdende Prise Jazz – in Sophie Hungers interessanter musikalischer Welt hat alles Platz, was nicht nach Klischee und billiger Massenware klingt. „She’s Laura Marling, Beth Orton and Björk in one folk-rocking package“ schrieb ein begeisterter Kritiker im „Guardian“ – Referenzen, die passen, aber sie trotzdem nur unzureichend charakterisieren: Sophie Hunger ist Sophie Hunger, basta! Zu diesem neuen Selbstverständnis hat sicherlich auch Produzent Adam Samuels, bekannt von seiner Arbeit mit „Warpaint“, John Frusicante und Daniel Lanois, nicht unwesentlich beigetragen. Nach einer ersten Aufnahme-Session in Frankreich mit Hungers gewohnter Band hat Samuels die Schweizerin auf einer zweiten Session in Los Angeles mit dem Gitarristen Josh Klinghoffer von den „Red Hot Chilli Peppers“, „Bright Eyes“-Pianist und Trompeter Nathaniel Walcott und Drummer Steven Nistor (Daniel Lanois, „Danger Mouse“) konfrontiert und das Ergebnis zurück in der Schweiz wieder durch die Hunger-Band bearbeiten lassen. Ein kreatives transatlantisches Ping-Pong-Spiel, das zur musikalischen Bewusstseinserweiterung hörbar beigetragen hat. Und in den Genuss der Ergebnisse einer dritten Session mit kanadischen Musikern in Montréal kommt man, wenn man in die Deluxe-CD investiert, auf der sechs weitere Songs verewigt sind. Dass die wortgewandte Sophie Hunger, die auch Bühnenstücke und unter dem Pseudonym Christian Seraphin Jenny mitunter heftig diskutierte Kolumnen in „Die Zeit“ schreibt,  durchaus auch textlich einiges zu bieten hat, versteht sich von selber. In ihren Songs kann sie sich schon mal in die extreme Gedankenwelt eines Amokläufers hineinversetzen oder die Welt aus der Sicht der unfreien, weil im Boden fix verankerten New Yorker Freiheitsstatue betrachten. Ihrer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
(Two Gentlemen/Vertrieb: www.rottensteiner-pr.at)