Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 22. Sep 2014 · CD-Tipp

Tingvall Trio: Beat

Von New York oder Paris ist man es ja gewöhnt, aber in diesem Fall war Hamburg der kulturelle Meltingpot, an dem sich der südschwedische Pianist Martin Tingvall, der kubanische Kontrabassist Omar Rodriguez Calvo und der Bremer Schlagzeuger Jürgen Spiegel vor 11 Jahren zu einem höchst erfolgreichen, mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Trio zusammenschweißten.

Das epochale Esbjörn Svensson Trio mit seiner auch in die Pop-Charts ausstrahlenden, jegliche Genregrenzen überwindenden musikalischen Sprengkraft war sicherlich ein Wegbereiter, das Tingvall Trio hat sich aber längst von jeglichem Verdacht des Epigonentums emanzipiert und sucht den Erfolg weniger experimentell auf rein akustisch musiziertem Wege. Auch auf dem fünften Studioalbum „Beat“ verzaubert Martin Tingvall mit seinen eingängigen, typisch skandinavischen, oft auch volksliedhaften Melodien, die sich nicht selten zu nahezu hypnotisch wirkenden Ohrwürmern verdichten. Calvo greift gerne auch mal zum Bogen und der ursprünglich aus der Rockszene stammende Spiegel hat sich merklich in Richtung Percussion entwickelt, was dem Farbenreichtum der Triomusik sehr zugute kommt. Gerne erliegt man dem reizvollen Kontrast zwischen melodientrunkenen Balladen, romantisch anmutenden Stimmungsbildern und heftig groovenden, energiegeladenen Ausbrüchen, die klarstellen, weshalb der für alle Kompositionen verantwortliche Martin Tingvall neben McCoy Tyner auch Black Sabbath als Vorliebe nennt. Stets findet das Trio die passende Dosierung für die unterschiedlichen Ingredienzien, um seinem äußerst erfolgreichen, auf der Höhe der Zeit befindlichen Mainstream-Konzept treu zu bleiben und dennoch auch den Nicht-Mainstream-Fans genügend Spannung zu bieten.

(Skip Records)

Konzert-Tipp: Das Tingvall Trio ist mit „Beat“ im Gepäck am 2. Oktober im Rahmen des schaulust Festivals im Freudenhaus in Lustenau zu Gast: www.schaulust.net