Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Silvia Thurner · 03. Jän 2015 ·

Der Anfang ist geschafft – das Symphonieorchester Vorarlberg, Gerard Korsten und die Pianistin Claire Huangci bespielten erstmals das neue Montforthaus in Feldkirch

Die Musikfreunde warteten mit Freude auf die Eröffnung des Montforthauses. Viel wurde bereits im Vorfeld über die herausragende Architektur und die gute Akustik im Saal berichtet. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an das erste Konzert, welches das Symphonieorchester Vorarlberg unter der Leitung von Gerard Korsten spielte. Dem Charakter eines „Inaugurationskonzertes“ entsprechend, war die Werkauswahl bombastisch gewählt. Als Solistin belebte die Pianistin Claire Huangci mit Ferdinand Andergassens Klavierkonzert den Abend. Die Saalakustik bestand die Feuertaufe gut, wenngleich auch klar wurde, dass die Technik wohl noch einige Raffinessen zu bieten hat, die erst mit der praktischen Erfahrung optimiert werden können.

Das strahlend weiße Foyer des Hauses fließt wie ein Band rund um den Konzertsaal und es verstärkt den Eindruck, dass man beim Betreten des Saales wie in den Korpus eines Instruments hineingeht. Überwiegend in einem wunderschönen Birnenholz gefertigt, öffnet sich der Raum beeindruckend geschwungen und schafft eine warme Atmosphäre.

Satte Streicherklänge


Den Abend im bis auf den letzten Platz besetzten Saal eröffnete das Symphonieorchester Vorarlberg unter der Leitung von Gerard Korsten mit Ludwig van Beethovens Werk „Die Weihe des Hauses“. Das musikalisch eher wenig reizvolle Werk lenkte die Aufmerksamkeit auf den Orchesterklang und die Entfaltung der Klangfarbenvielfalt im Konzertsaal. Leider war es mir von der fünften Reihe im Parterre aus nicht möglich, das Volumen und die Transparenz des vollen Orchesterklanges wirklich zu erleben. Jedenfalls verströmten die Streicher einen schön abgerundeten und obertonreichen Gesamtklang und die Holz- und Blechbläser waren gut durchhörbar. Einzig die Pauken wirkten in diesem Stück allzu dominant und teilweise fast polternd.

Zu Ehren eines prominenten Feldkirchers


Ferdinand Andergassen war während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für die Stadt Feldkirch ein bedeutender Komponist, Musiker und Pädagoge. Zu seinen Ehren wurde das Klavierkonzert op. 48 aufgeführt. Als Solistin konnte der Geschäftsführer des SOV, Thomas Heißbauer, die energiegeladene Pianistin Claire Huangci gewinnen. Ihr ist es hoch anzurechnen, dass sie das anspruchsvolle Werk extra für diesen Anlass einstudiert und mit viel Esprit dargeboten hat. Letztlich lebte die Interpretation auch wesentlich von ihrer kraftvollen und impulsiven Spielart. Das SOV unterstützte die Pianistin nach Kräften, war stets präsent aber nie übermächtig, obwohl der Orchesterpart sehr dicht gesetzt war. Kompositorisch ließ vor allem der Finalsatz aufhorchen. Dort entfaltete sich eine authentische Musik, die Andergassen auch als renommierten Liedkomponisten auszeichnete. Humorvoll wurde mit eingängigen Themen gespielt, die liedhaft und aus einem sprachlichen Duktus heraus geformt erklangen.

Opulente Orchestrierung


Abschließend stand die weithin bekannte symphonische Dichtung „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss auf dem Programm. Für das SOV stellte das Werk eine große Herausforderung dar. Zudem war die Bühne sehr eng bestuhlt, um den riesigen Orchesterapparat zu fassen. Insgesamt gelang die Werkdeutung und es gab viel Spielraum für eigene Assoziationen. Besonders jene Passagen, in denen die Musikerinnen und Musiker in eher kleinen Stimmgruppen miteinander in musikalische Dialoge traten, wurden bewundernswert und mit viel Bezug zueinander ausgeformt. Neben zahlreichen Solisten aus den Reihen des Orchesters zog der Konzertmeister Pawel Zalejski die Zuhörenden in seinen Bann.

Gewinnbringende Zusammenarbeit


Zum Schluss freuten sich die Musiker und Gerard Korsten über viel Applaus. Der Eröffnungsakt des Montforthauses war geschafft und geglückt. Ich bin mir jedoch sicher, dass mit dem SOV in diesem Haus noch zahlreiche herausragendere Konzertabende zu erleben sein werden. Es gibt nämlich eine Kooperationsvereinbarung, die es dem Orchester ermöglicht, vor den Konzertaufführungen einen Tag länger im Saal zu proben. Das ist ein großer Gewinn, denn so gibt es mehr Zeit, an der Klangbalance zu feilen und Werkdeutungen in einem adäquaten Raum zu erarbeiten. Auch CD-Einspielungen sind geplant.

Restauratives Musikverständnis


Fünf Jahre wurde das neue Montforthaus geplant und innerhalb von zwei Jahren erbaut. Doch diese Zeit genügte den Kulturverantwortlichen der Stadt Feldkirch nicht, anlässlich der Konzerthauseröffnung einen Kompositionsauftrag an eine Zeitgenossin oder einen Zeitgenossen zu vergeben. Mehrere Komponisten wären dazu prädestiniert gewesen, einen Kompositionsauftrag entgegenzunehmen. Gerne wird der Stadt Feldkirch die Etikette einer Musikstadt umgehängt, das Landeskonservatorium und das Musikgymnasium befinden sich hier. Auch aus diesem Grund ist eine derartige Ignoranz gegenüber dem zeitgenössischen Musikschaffen kaum nachvollziehbar. Dieses Versäumnis zeigt deutlich den musikalischen Horizont und offenbart auch ein Statement für ein restauratives Kulturverständnis. Soll man dieses unkommentiert zur Kenntnis nehmen?