Jan Garbarekbeim Trans4JAZZ-Festival in Ravensburg im ausverkauften Konzerthaus. (Foto: Hans-Jürgen Bürkle)
Silvia Thurner · 12. Mai 2015 ·

Der griechische Komponist Zesses Seglias komponiert für die Bregenzer Festspiele eine neue Oper – Der erste Einblick wurde im Kunsthaus Bregenz gewährt

Vor Kurzem hat die Intendantin der Bregenzer Festspiele, Elisabeth Sobotka, ihre Pläne für ein neu zu schaffendes Opernatelier dargestellt und gleichzeitig angekündigt, dass sie auch ein Augenmerk auf die zeitgenössische Musik haben wird. Um Klarheit zu schaffen, was Neues projektiert ist, wurde zur Veranstaltung „Das Opernatelier – Einblick 1“ geladen. Die Ankündung, dass der griechische Komponist Zesses Seglias im Auftrag der Bregenzer Festspielen eine neue Oper schreibt, ist eine sehr positive Überraschung, denn der 31-jährige Komponist hat mit seiner Musik etwas zu sagen. Eine Bereicherung innerhalb der sonst eher faden Präsentation waren Seglias Werke „Fragments“ sowie „Monophonie“.

Es ist der Intendantin ein besonderes Anliegen, ihre Idee eines Opernateliers im Land zu verankern, „denn die Zusammenarbeit mit Institutionen vor Ort ist ein wesentliches Merkmal des Opernateliers“, betonte Elisabeth Sobotka. Das Kunsthaus Bregenz, wo der erste Einblick präsentiert wurde, sowie das Symphonieorchester Vorarlberg konnten als Partner gewonnen werden.

Die Protagonisten des Projektes

Im vergangenen Jahr wurde im Rahmen des Projektes „Opern der Zukunft“ in Graz die Kurzoper „Hystera“ von Zesses Seglias uraufgeführt. Dieses Werk hat beim Autor und Regisseur Ernst Marianne Binder sowie der Intendantin Elisabeth Sobotka einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und so wurde Zesses Seglias, der bei Beat Furrer in Graz sein Masterstudium absolviert hat, mit einem Kompositionsauftrag für die Bregenzer Festspiele betraut.

Das Libretto zur Oper wird Ernst Marianne Binder nach dem Roman „To the lighthouse“ von Virginia Woolf verfassen. Im Gespräch mit dem Dramaturgen der Bregenzer Festspiele, Olaf A. Schmitt, erzählte er von seiner künstlerischen Sozialisation beim Forum Stadtpark in Graz, wo sich Peter Handke, Elfriede Jelinek, Herbert Achternbusch und viele andere trafen. Seinen Gedanken zum Stück und interpretatorischen Überlegungen hörte ich gerne zu.

Das Gespräch zwischen Olaf A. Schmitt und dem Komponisten Zesses Seglias war hingegen wenig aufschlussreich. In ihren Ausführungen streiften sie Allgemeinplätze zur Singstimme innerhalb einer Opernkomposition. Kaum etwas Essentielles gab es über die Werkentstehung, kompositorische Stilmerkmale oder musikalische Denkansätze zu erfahren. Wahrscheinlich war es für den Komponisten einfach zu früh, um darüber sprechen zu können und berichten zu wollen.

Auf zu neuen Ufern

Das Symphonieorchester Vorarlberg wird die neue Oper in zwei Jahren zur Uraufführung bringen. Das ist eine mutige Entscheidung und stellt für die Musikerinnen und Musiker eine schöne Herausforderung dar. Die spektral inspirierte Musik von Zesses Seglias verlangt nach unkonventionellen und neuen Spieltechniken, die für klassisch ausgebildete Orchestermusiker nicht selbstverständlich abrufbar sind. Überdies hat sich das SOV meines Wissens bislang nicht mit diesem Genre der avancierten neuen Musik beschäftigt.

Gute Werkdeutungen

Die Sopranistin Frauke Burg, Markus Beer (Bassklarinette) und Matthias Schmidt (Marimba und große Trommel) stellten das neueste Werk von Zesses Seglias vor. „Fragments“ beruht auf dem Shakespeare-Sonett 98, das Virginia Woolf in ihrem Roman „To the lighthouse“ zitiert. Besonders diese Passage regte die Phantasie des Komponisten an. Ob das dargebotene Werk schließlich in die neue Oper aufgenommen wird oder nicht, wie Olaf Schmitt betonte, scheint in diesem Zusammenhang unbedeutend. Gut nachvollziehbar erklangen die sich umschlingenden Linien der Singstimme und der Bassklarinette. Sie wurden ständig weiter getragen, traten gegenseitig in Harmonie und grenzten sich durch Schwebungen und Reibungen voneinander ab. Die Tremoli der Marimba bildeten in der tragenden Akustik des KUB eine weitere horizontale Linie aus, die sich klanglich hervorragend in das Stimmengewebe einfügte. Ebenso feinsinnig wirkte die Komposition „Monophonie“, die Frauke Burg, Anja Nowotny-Baldauf (Bassflöte) und Fabian Pablo Müller (Bariton-Saxophon) interpretierten. Farbenreich wurden hier die Tonlinien aufgespreizt und gestaucht, sodass sich ein atmender Energiefluss entwickelte.

Ausblick

Weitere „Einblicke“ in den Entstehungsprozess der Oper sollen folgen. Allen beteiligten Künstlern sowie Interessierten soll damit ein Raum geboten werden, „um miteinander zu sprechen, aufeinander zu hören und die Bedürfnisse der anderen kennenzulernen“. Ob das Format – das dieses Mal unter dem ‚Deckmantel’ einer Pressekonferenz abgehalten wurde - erfolgreich sein wird, hängt wohl von der Substanz der dargebotenen Inhalte ab. Ich erwarte mir mehr Anreize von einem „Einblick“.