Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 16. Mär 2014 ·

Der mit der Marimba singt – Martin Grubinger spielte mit dem BBC Philharmonic spektakuläre Werke von HK Gruber und Keiko Abe

Das Bregenzer Meisterkonzert mit dem BBC Philharmonic unter der Leitung von Juanjo Mena und dem Perkussionisten Martin Grubinger war ein Ereignis der Sonderklasse. Nicht oft begegnet man einem Musiker, der auf Anhieb die Menschen derart unmittelbar in seinen Bann zieht. Er interpretierte am Schlagwerk und an der Marimba „Rough Music“ von Heinz-Karl Gruber und die „Prism Rhapsody“ von Keiko Abe und löste mit seinem energiegeladenen Spiel frenetische Beifallsstürme aus. Danach war es schwer, sich auf Anton Bruckners „Sechste“ einzulassen. Diese Symphonie bot dem BBC Philharmonic und dem Dirigenten die Möglichkeit, seine orchestrale Strahlkraft in Szene zu setzen.

Der Salzburger Perkussionist Martin Grubinger ist ein Weltstar und das völlig zu Recht. Neben seiner virtuosen Spielart, die alle in Staunen versetzte, faszinierte vor allem seine überbordende Freude an der musikalischen Gestaltung. Diese kam in HK Grubers groß angelegtem Schlagzeugkonzert „Rough Music“ unmittelbar zur Geltung. Martin Grubinger lebte mit jedem einzelnen Ton mit und entwickelte mit seinem zugleich energiegeladenen und sensiblen Spiel einen erzählenden Duktus. Vor allem die Charakterwechsel zwischen der Marimba und dem Vibraphon sowie die Korrespondenzen mit dem Orchester boten im Eröffnungssatz sehr viel für die Ohren und für die Augen.

Humor und Gewalt


Die impulsiven Kräfte des Drumsets in der Aufeinanderfolge von herausfordernden und reflektierenden Passagen, zwischen Aufbegehren und Innehalten, zogen das Publikum in seinen Bann. Höhepunkt der Werkdeutung war der Finalsatz, in dem die unverwechselbar feinsinnige und humorvolle Kompositionsart von HK erlebbar wurde. Auf der Marimba „sang“ Martin Grubinger das Walzerthema. Mit spektakulären Klangfarbenwechseln und in einem hervorragenden Zusammenspiel mit dem Orchester wurde am Ende das Ausgangsthema auf der großen Trommel mit geballter Ladung niedergeschmettert. Bekanntlich steht HK Gruber bei den kommenden Bregenzer Festspielen im Mittelpunkt, darauf darf man sich freuen.

Spektakulär


Keiko Abes „Prism Rhapsody“ stellte die weit gefächerte Ausdruckspalette der Marimba ins Zentrum eines ausdrucksstarken Klanggemäldes. Orchestrale Tonballungen, episch ausgebreitete melodische Felder und vielgestaltige Patterns bildeten die Grundlage für den Solopart, den Martin Grubinger unter anderem mit atemberaubenden chromatischen Durchgängen und gespaltenen Linienführungen modellierte. Die ganze Fülle des musikalischen Geschehens und die Bühnenpräsenz des Solisten, der auch einen physischen Kraftakt leistete, waren kaum als Ganzes fassbar, so dass das groß besetzte Orchester im Verhältnis wenig Aufmerksamkeit erhielt.

Bruckner zelebriert


In der zweiten Konzerthälfte sollte sich dies ändern, denn hier zelebrierten das BBC Philharmonic und Juanjo Mena die sechste Symphonie von Anton Bruckner. In dieser Werkdeutung kam die Strahlkraft des Orchesters gut zur Geltung. Juanjo Mena dirigierte das einstündige Werk auswendig, war ganz bei den MusikerInnen und tarierte die einzelnen Themen gut aus. Die musikalisch-thematischen Blöcke wurden fein geschliffen und entfaltet. Das hatte Qualität, allerdings geriet dadurch die „erdige“ Kraft Bruckner’scher Musik, meinem Geschmack nach, etwas in den Hintergrund.