Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 06. Jän 2015 ·

Ein rauschendes musikalisches Fest – trotz der leider trockenen Akustik im neuen Montforthaus

Anlässlich der Eröffnungsfeierlichkeiten des Feldkircher Montforthauses musizierte das Barockorchester Concerto Stella Matutina zusammen mit dem Kammerchor Feldkirch, der Sopranistin Miriam Feuersinger, dem Tenor Daniel Johannsen sowie dem Bariton Matthias Helm. Unter der Leitung von Benjamin Lack zelebrierten alle gemeinsam Georg Friedrich Händels „Alexanderfest – oder die Macht der Musik“. Das Niveau der Darbietung und der energiegeladene Geist des Zusammenwirkens machten den Abend zu einem bejubelten Fest.

Die konzentrierte und niveauvolle Musizierart des Barockorchesters Concerto Stella Matutina sind im Land bekannt und sie zeichnete auch diese Werkdeutung aus. Aufhorchen ließ der tragfähige Kammerchor Feldkirch, der den vielschichtigen und affektgeladenen Ausdruck der Musik hervorragend umsetzte und zur Geltung brachte.

Begeisternde Solisten


Gekrönt wurde die Aufführung von den Solisten Miriam Feuersinger, Daniel Johannsen und Matthias Helm. Das Trio harmonierte in der Auffassung der Musik und in der stimmlichen Disposition sehr gut miteinander. Eine fast abgeklärte Ruhe verströmte Miriam Feuersinger mit ihrer lupenrein geführten Stimme. Die in der Musik angelegten Affekte formte sie subtil aus. Ihr zur Seite gestaltete Daniel Johannsen mit seinem weichen Tenor die Rezitative und Arien ebenso feinsinnig. Etwas aufgeweckter und sehr passend interpretierte Matthias Helm seine solistischen Parts.

Plastisch ausformuliert


Händel hat das Alexanderfest, das den Untertitel „oder die Macht der Musik“ trägt, zu Ehren der heiligen Cäcilia komponiert. Sie erscheint musikalisch am Ende des Werkes „engelgleich“ und führt die dramatischen Geschehnisse zu einem guten Ende. Spannend und variantenreich legte G.F. Händel das Werk an. Nach einem Text von John Dryden wird vom Fest erzählt, das Alexander der Große nach seinem Sieg in der eroberten Stadt Persepolis gab. Dazu breitete Händel ein weites Spektrum an musikalisch plastisch komponierten Emotionen aus.

Genau hier setzte auch die Qualität der Werkdeutung an, denn alle zeichneten die Motive prägnant und gut nachvollziehbar in vielgestaltigen Farben und Schattierungen nach. Benjamin Lack im Zentrum des Geschehens begeisterte aufs Neue mit seiner unmittelbar wahrnehmbaren Präsenz. Er sang die Partien am Dirigentenpult mit und modellierte sie ganz bei den Musikern und Sängern, in jeder Phase des Geschehens höchst konzentriert.

Hochachtung für den Kammerchor Feldkirch


Die kompositorische Werkanlage verlieh dem Chor eine prominente Rolle. Stets auf vorangegangene Arien bezugnehmend, unterstrichen die Chorpassagen die Affektgehalte der Solisten. Teilweise wurden sie auch mit polyphonen Linienführungen überhöht. Stimmkräftig und gut ausbalanciert wirkte der Kammerchor Feldkirch. So entfaltete sich die Erzählung in einer kurzweiligen Abfolge von Erregung und Ruhe als schön abgerundetes Ganzes.

Schönes Ambiente, trockene Akustik


Weil der Saal im Montforthaus neu ist und bereits im Vorfeld viel über die zu erwartende, herausragende Akustik geredet und berichtet worden ist, lenkte das akustische Hörerlebnis verstärkt die Aufmerksamkeit auf sich. Wenige Tage vorher hatte das Symphonieorchester Vorarlberg in großer Besetzung gespielt. Damals hat mein Sitzplatz keine idealen Voraussetzungen geboten, um die Akustik zu beurteilen. Umso anregender war es nun, das Barockorchester von der Galerie aus hören zu können. Doch leider entpuppte sich die Saalakustik ziemlich rasch als eher „trocken“ und mitunter auch heikel für die Interpreten. Der Orchester- und auch Chorklang wirkte wie auf der Bühne verharrend. Es war gut, dass sich die Blechbläser sehr zurücknahmen, andernfalls hätten sie den Gesamtklang empfindlich gestört. Vor allem für die tiefen Instrumente wie Fagott, Cello und Kontrabass war es mitunter nicht leicht, sich gegenüber den hohen Streichern durchzusetzen. Im Vergleich zur bekannt guten Akustik im alten Montforthaus war mein Eindruck nach zwei Orchesterkonzerten eher ernüchternd. Die Fachleute und die eine oder andere technische Raffinesse bieten hoffentlich noch Entfaltungspotential.