Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Christina Porod · 30. Apr 2015 ·

Eine runde Sache - Roland Düringer beim Seelax-Festival in Bregenz

Nach „Ich – Ein Leben“ und „Wir – Ein Umstand“ beendet Roland Düringer nun seine Vortrags-Trilogie mit „Ich – allein“. Am gestrigen Mittwochabend brachte er im Rahmen des Seelax-Festivals seinen 3. Teil mit ins ausverkaufte Freudenhaus. Auch dieser Teil animierte zum Nachdenken auf witzige, oft aber auch auf provokante Weise. Dramaturgisch wie inhaltlich lieferte der Kabarettist und Schauspieler eine wirklich runde Sache ab.

Punkt 20.33 Uhr geht’s los. Zur „freiwilligen Selbstkontrolle“ hat der Schauspieler und Kabarettist nämlich eine Uhr dabei, denn „in zwei Stunden muss es erledigt sein“. Aus dem Off hört man das Ticken. Die Zeit läuft ...
Der 1963 in Wien Geborene macht aber nicht nur mit dem Phänomen Zeit, von der eigentlich alle immer zu wenig haben, auf unsere Verhaltensweisen aufmerksam. Religion, Glück und Unglück, Eigenverantwortung und Fremdbestimmung sind weitere Elemente seines Programms.
„Viele von euch hätten mich vor ein paar hundert Jahren für das, was ich sage, gefoltert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.“ Da hat Düringer wahrscheinlich Recht, rauschen seine Ausführungen doch gern ins Provokante.

Provokant elegant


Düringer ist ein Vollprofi, jedes Wort, jede Gestik, jede Mimik sitzt und dennoch behält er die Natürlichkeit und Frische, die man sich im besten Fall von einem Kabarettisten wünscht. Es macht Spaß, diesem Mann bei der Arbeit zuzusehen und zuzuhören.

Düringer dirigiert sein Publikum durchs Programm. Ein ausgeklügelter Rhythmus bestimmt dabei den Spannungsbogen. Trittsicher balanciert er zwischen intelligentem und provokantem Witz, zwischen wunderbarer Leichtigkeit und bitterem Ernst. So zwingt er das Publikum gleichermaßen zum Lachen und zum Denken und das im wohldosierten Wechsel. Alles ist klug durchdacht, präzise formuliert, herausragend dargestellt und mit unterschiedlichen Humornoten angereichert - provokant elegant eben. Haut er mal stärker in eine Kerbe, bricht er die Situation im nächsten Moment – und alles ist wieder gut.

Auch das Publikum wird immer wieder fleißig eingebunden. Im Zuschauerraum sucht er beispielsweise Gläubige, Ungläubige oder Scheinheilige. Eine Pokerrunde dient der Demonstration, was gut und was schlecht ist und wer dies definiert.
Die Vielfalt macht’s. Roland Düringer hat ein Gespür dafür, wie man etwas präsentiert, damit Geschichten, Gedanken oder Überlegungen überzeugen und nachwirken.

Ticktack die Zeit läuft ab


Am Schluss tickt wieder die Uhr. Es ist 22.32 Uhr - das Programm ist vorbei. Sanft lässt er den Abend ausklingen und macht somit nochmals aufmerksam auf das große Thema Zeit. „Rein theoretisch habe ich die ganze Nacht lang Zeit. Aber die möcht ich nicht mit Ihnen verbringen.“ Schön, dass Düringer am Ende über zwei Stunden mit uns verbracht hat und das dankt ihm das Publikum mit herzlichem Applaus.

 

Weitere Programmpunkte beim Seelax-Festival:

5.5. Blözinger
7./8./9.5. The Paper Cinema
12.5. Söndörgö
13.5. Gabby Young & Other Animals
Und bis zum 6.6. noch viel mehr ... www.seelax.at