Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Gunnar Landsgesell · 14. Feb 2013 · Film

A Good Day to Die Hard

Wie man russische Bösewichte im gemütlichen Urlaubsmodus zur Strecke bringt, zeigt Bruce Willis in "Die Hard 5". Die jüngste Auflage beisst sich in einer wüsten Materialschlacht fest, der der innere Zusammenhalt, letztlich die Geschichte, fehlt. Bruce Willis tut, was er kann. Ein bisschen beseelt er diesen Film.

Für Fans... heißt es gerne, wenn ein Film weniger aufgrund seiner inhaltlichen Qualitäten, als seinem längst entwickelten Eigenleben besondere Aufmerksamkeit erfährt. Im Fall von „Die Hard 5“ sollte es also nicht weiter verwundern, dass Bruce Willis (als John McClane) und sein neuer Mitstreiter (Jai Courtney als lange verlorener Sohn Jack) nach einer wahrlich außer Kontrolle geratenen Materialschlacht zwar völlig verdreckt aber ebenso unversehrt ihren Einsatzort Moskau wieder verlassen. Nichts anderes erwarten die Fans. Der Versuch, das Actiongewerbe oder zumindest sämtliche Die-Hard-Vorgänger kinetisch (und auch an Unwahrscheinlichkeiten) zu toppen, ist dem Film in fast jeder Szene abzulesen. An Drive gewinnt „A Good Day to Die Hard“ damit nicht unbedingt. Dazu fehlt schlicht eine sinngebende Geschichte, die das Stückwerk an Explosionen, Autocrashs und Stunteinlagen einzubinden vermag. Der schmale Inhalt: Sohnemann Jack, er ist CIA-Agent, soll in Moskau einen Wissenschaftler (Sebastian Koch) in Sicherheit bringen, den ein korrupter Minister töten will. Daraus wird aber nichts, denn der Wissenschaftler selbst erweist sich für Jack und John schon bald als größter Gegenspieler.

Lakonische Einsprengsel

Auch wenn es der Regie von John Moore (sein Bosnien-Kriegsfilm „Behind Enemy Lines“ 2001 hatte noch eine interessante realistische Note) an Kohärenz mangelt, ist „Die Hard 5“ kein gänzlich mechanistisches Stück Kino geworden. Das liegt natürlich allein an Bruce Willis, der, mittlerweile 57 Lenze alt, das sympathische Gesicht für einen gealterten Haudrauf liefert. Zwar sind selbstreferenzielle Witzchen mit in die Jahre gekommenen Actionhelden wie Stallone, Schwarzenegger und Eastwood längst Teil solcher Filmdramaturgien geworden – Willis verzichtet aber darauf, seinen Körper für die Produktion noch einmal sichtbar zu stählen. Wenn er von einem LKW springt, der an der Stahlkette eines trudelnden Hubschraubers baumelt, und sich vor dessen Flammeninferno beim Absturz dennoch durch einen Sprung retten kann, also Unmögliches leistet, tut er das immer noch ganz praktisch in seinem karierten, lose getragenen Freizeithemd. Erst am Ende des Films, als der zweite Handlungsort - die Kraftwerkshavarie Tschernobyl - schon ziemlich in Mitleidenschaft gezogen ist, wird Bruce das Hemd ausziehen, das ihn einen Film lang begleitet hat – so wie sein Spruch, er wollte in Moskau (!) doch nur Urlaub machen. Man darf das schätzen: Die Ruhe, die Willis zwischen die teils hyperventilierenden Bilder bringt, hat schon fast etwas Müdes. Hier spricht jedenfalls nicht der Übermensch, den der Film selbst behauptet. Diese ironische Zuspitzung zweier widerläufiger Bewegungen, der Materialschlachten und deren lakonische Abwicklung – ist vielleicht das einzige Moment, mit dem „Stirb langsam - Ein guter Tag zum Sterben“ zu einer eigenen Qualität findet. Der glimmernde Generationenkonflikt - der Sohn als bissiger Neo-Profi, der Vater als weiser Rechthaber - liefert dazu eine passende Grundierung. Dass ein Hauch Kalter Krieg über dem Geschehen liegt - der Russe erweist sich als durchwegs böse; vor einem Flammenmeer rückt einmal eine Lenin-Büste ins Bild - wurde übrigens dramaturgisch nicht näher spezifiziert. Selbst eine tiefgreifende Feindschaft scheint diesem rudimentären Drehbuch zum Opfer gefallen.