Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Gunnar Landsgesell · 21. Mai 2015 · Film

A World Beyond

Ein Disney-Abenteuer über eine bessere Welt namens Tomorrowland, die es zu erretten gibt. Ein Film wie durch Kinderaugen gedacht, für einen vitalen filmischen Magic Trip reicht aber die narrative Substanz nicht ganz. Zuviel ist hier um die Ecke gedacht, zuviel Ideen gingen in die visuelle Sprache statt in die Geschichte.

Über die Zukunft zu sprechen, das fühlte sich früher noch besser an, räumt Frank (George Clooney) eingangs in dieser Fantasy-Anthology ein, in der es um nichts geringeres geht als im Pessimismus unserer Zeit die Vision einer besseren Welt zu retten. Tomorrowland, so heißt nicht nur der Originaltitel des Films, sondern auch eine Art friedfertiger, hochtechnologisierter Wunderwelt, die die sinnbildliche Manifestation dieses Zukunftsglaubens ist. Eine Reihe führender Forscher in den 1960er Jahren hatte anlässlich einer Weltausstellung Tomorrowland konzipiert. Nun, 50 Jahre später, ist die Traumvision dieses Themenparks, der in seiner ästhetischen Konzeption nicht zufällig an Disneyland erinnert, verloren gegangen. Frank, der noch als 10jähriges Wunderkind den Betreibern von damals seine selbst konstruierte Raketenjacke präsentiert hatte, fehlt heute der Optimismus von damals. Clooney spielt einen grumpy old man, der abgeschottet in einem vor Abschreckungstechnik strotzenden Haus lebt und als vom Glauben an Tomorrowland abgefallener Häretiker gilt. Um die Disney’sche Vision zu retten, muss also eine neue, unverbrauchte Generation ans Werk. Wie es die gewundene Dramaturgie dieses Films will, macht sich ein forsches, humanoides Girlie namens Athena (Raffey Cassidy aus "Snow White and the Huntsman") auf die Suche nach einer Heilsbringerin. Athena wird in der jungen Casey Newton (Britt Robertson) fündig, hinterlässt ihr einen magischen Anstecker, der die verdutzte Casey bei jeder Berührung augenblicklich nach Tomorrowland transferiert. Die Sehnsucht lässt sie fortan nicht mehr los.

Visuelle Reize, schwache innere Kraft

„A World Beyond“ ist eine typische Produktion von Disney, das mit kindlichen Fantasien sein Geschäft betreibt. Das Abenteuer, das in jedem Schrank oder hinter jeder Tür lauern kann, ist gewissermaßen Pflicht. Der Film ist vollgepackt mit Ideen, die durch Kinderaugen die Welt so spannend machen. Es geht einem dabei aber eher wie der jungen Protagonistin Casey, die sich zuerst vor einem grimmigen Kettenhund in Clooney’s Garten zu schützen versucht, um draufzukommen, dass dieser Hund ein Hologramm, eine Projektion ist, durch die man mit der Hand durchgreifen kann. Tomorrowland ist ein programmatischer Sehnsuchtsort, der die innere Motivation seiner Protagonisten auf schnöde Weise zu überlagern scheint. Der Weg des Trios Frank, Casey und Athena nach Tomorrowland, mit all seinen Hindernissen, wirkt nicht ganz so schlüssig wie die angebliche Wirkung dieses wundersamen Ortes. Wo bei „Ratatouille“, einer früheren Produktion von Regisseur Brad Bird, eine unheimliche Vitalität und Sensibilität in den beiden Hauptfiguren zu überzeugen vermag, verfängt sich „A World Beyond“ in den visuellen Reizen und der eigenen Verliebtheit in den Schein der besseren Welt. Aber mehr sollte auch von Disneyland niemand erwarten.