Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Walter Gasperi · 31. Jul 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (1.8. - 7.8. 2014)

Open-Air-Kino par excellence gibt’s in Rankweil beim „Filme unter Sternen“ mit „Tracks – Spuren“, der zur Gänze im australischen Outback spielt. Das Filmforum Bregenz zeigt dagegen mit „Les garçons et Guillaume, à table! - Maman und ich“ eine witzige, autobiographisch geprägte Selbstfindungsgeschichte.

Tracks - Spuren: Um der Zivilisation zu entfliehen, durchquerte die 27-jährige Australierin Robyn Davidson 1977 nur begleitet von ihrem Hund und vier Kamelen zu Fuß in mehrmonatigem, 2700 Kilometer langem Marsch den unbesiedelten australischen Outback von Alice Springs bis zum Indischen Ozean.
Unaufgeregt und in gelassenem Rhythmus reiht der Amerikaner John Curran Bilder und Szenen aneinander. Dramatische Momente werden nicht breit ausgespielt, sondern Curran versucht vielmehr im ruhigen Wechsel von Landschaftstotalen und Großaufnahmen der Australierin Mia Wasikowska sowie unterstützt von der Musik von Garth Stevenson die Dauer der Reise, die Entbehrungen, beglückende Begegnungen, aber auch die Belästigung durch nervende Journalisten und Touristen erfahrbar zu machen.
In diesen großartigen Bildern wird „Tracks“  zu einem Film über das wechselnde Licht und die Farben des Outbacks von Morgenstimmung über sengende Hitze bis Abenddämmerung und sternübersäter Nacht. Wie diese trockene und endlos weite Landschaft sich auf die Reisende auswirkt, sieht man dagegen wieder ganz physisch am Körper der zurückhaltend spielenden Mia Wasikowska, der quasi mit der Umgebung verschmilzt. Zunehmend ausgetrocknet ist ihr Gesicht, struppig ihre blonden Haare, ihr Rücken bald von der Sonne gerötet.
Wie Davidson der Zivilisation entfloh und sich auf ihrer Reise aufs Elementare beschränkte, so wunderbar entschlackt und unaufgeregt ist auch dieses Open-Air-Movie, in dem beiläufig auch  die Diskriminierung der Aborigines und die Ignoranz gegenüber ihren Bräuchen sowie den zerstörerischen Umgang der Menschheit mit der Natur kritisiert wird.
Kino unter Sternen, Marktplatz Rankweil: Fr 1.8., 21.30 Uhr


Les garçons et Guillaume, à table! - Maman und ich: In der Verfilmung seines Einpersonenstücks „Maman und ich“ arbeitet der französische Schauspieler Guillaume Gallienne autobiographisch die Beziehung zu seiner Mutter auf. Weil diese sich nach zwei Buben ein Mädchen wünschte, behandelte sie ihren dritten Sohn Guillaume wie ein solches. Guillaume wiederum nahm aus Liebe zur Mutter das entsprechende Verhalten an, begann ihre Wunschvorstellungen zu erfüllen, gab sich feminin und verkleidete sich als Kaiserin Sissi statt Sport zu treiben.
Auf einer Theaterbühne stehend erzählt Gallienne seine Geschichte, visualisiert seine Erinnerungen aber auch immer wieder. Leichthändig wechselt er zwischen den Zeiten und spielt ganz selbstverständlich nicht nur Guillaume als Kind sowie als Erwachsenen, sondern gleich auch noch seine eigene Mutter. Das ist freilich nicht nur ein Spiel, sondern bringt in dieser Doppelung auch das Nahverhältnis der beiden zum Ausdruck, das auch ein Fluch ist, da es die Entwicklung von Guillaumes eigener Persönlichkeit verhindert.
An aberwitzigen Momenten fehlt es mit schmerzhaften sportlichen Erfahrungen im Internat oder Massagen durch einen muskelbepackten Pfleger und eine hübsche Pflegerin (Diane Kruger in einer ungewohnten Rolle) nicht. Gleichzeitig gelingt es Gallienne aber auch in seiner befreiten Erzählweise, zu der auch der vielfältige Soundtrack beiträgt, immer wieder die Tonlage abrupt, aber bruchlos zu wechseln und berührend seine schwierige Situation bewusst zu machen. Weil man dabei in jeder Szene spürt, dass hier einer von persönlichen Erfahrungen erzählt, entwickelt diese sexuelle Selbstfindungsgeschichte auch eine große Glaubwürdigkeit, durch die sie bewegt.
Filmforum Bregenz, Metrokino Bregenz: Fr 1.8., 22 Uhr