Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Walter Gasperi · 09. Mai 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (10. - 16.5. 2013)

Im Heerbrugger Kino Madlen läuft diese Woche das Dokudrama „Verliebte Feinde“, in dem Werner Schweizer die Beziehung und die gesellschaftspolitischen Aktivitäten der Schweizer Feministin Iris von Roten und ihres Ehemanns Peter von Roten nachzeichnet. Der FKC Dornbirn zeigt dagegen Margarethe von Trottas „Hannah Arendt“, der auf dem Eichmann-Prozess und den daraus resultierenden Gedanken der deutschen Philosophin fokussiert.

Verliebte Feinde: Für einen Skandal sorgte die Schweizerin Iris von Roten 1958 mit ihrem Buch „Frauen im Laufgitter“, in dem sie die Gleichstellung der Frau in allen Bereichen forderte. Werner Schweizer zeichnet in einer Mischung von Spielszenen, Archivmaterial und Zeitzeugenaussagen die Beziehung zwischen dieser Feministin und ihrem konservativ-katholischen Ehemann Peter von Roten nach.
Während die inszenierten Szenen Nähe erzeugen und den Zuschauer emotional involvieren, wird man durch das Archivmaterial immer wieder auf Distanz gehalten, wird die Historizität der Ereignisse permanent bewusst gemacht und gleichzeitig in den Briefen, die immer wieder im Voice-over referiert werden, ein Einblick in die Gedanken des Paares vermittelt. So bieder die Spielszenen auch inszeniert sind, so werden in ihnen doch plastisch die schillernden Charaktere herausgearbeitet. Schauspielerisch überzeugt hier vor allem Mona Petri, die eindrücklich das leidenschaftliche Engagement Iris von Rotens vermittelt, aber auch Fabian Krüger bringt die Zerrissenheit Peter von Rotens, der sich selbst einmal als „ein Produkt aus 2000 Jahren katholischer Antisexualität“ bezeichnet, zum Ausdruck.
Geschickt fokussiert Schweizer auch ganz auf dem Paar, verliert sich nicht in Nebensächlichem, beschränkt sich darauf zu zeigen, wie sie sich einerseits aneinander, andererseits an der Gesellschaft reiben.
So bietet „Verliebte Feinde“ sowohl das Porträt zweier außergewöhnlichen Menschen als auch die Aufarbeitung eines Stücks Schweizer Zeitgeschichte. Nicht zu übersehen ist dabei freilich, dass bei dieser Nähe zu Iris und Peter von Roten kritische Akzente zu kurz kommen und die Feministin verklärt wird.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 13.5., 20.15 Uhr


Hannah Arendt: Im Zuge des Eichmann-Porzesses entwickelte die deutsche Philosophin Hannah Arendt den Begriff der „Banalität des Bösen“. Als sie 1961 nach Jerusalem reiste, um für den New Yorker über diesen Prozess zu berichten, erwartete sie den Organisator des Holocaust als Monster zu erleben, musste aber erkennen, dass Eichmann „nur“ ein ein willfähriger Diener war, der sein Gewissen ausschaltete und, ohne zu denken, Befehle ausführte.
Margarethe von Trotta, die nach Rosa Luxemburg und Hildegard von Bingen einer dritten bedeutenden deutschen Frau ein filmisches Denkmal setzt – und in allen drei Filmen spielt Barbara Sukowa die Hauptrolle – konzentriert sich auf diesen aufsehenerregenden Nazi-Prozess und die heftigen Diskussionen, die Arendts Theorie auslöste. Nur in wenigen, mehr störenden als hilfreichen kurzen Rückblenden bietet sie Einblick in die Beziehung der Philosophin zu ihrem Lehrer Martin Heidegger.
Von Trotta erzählt ganz aus der Perspektive der von Barbara Sukowa großartig gespielten Protagonistin, verzichtet auf filmischen Schnickschnack und Spektakel und konzentriert sich auf die Debatten. In dieser Dialoglastigkeit setzt sich „Hannah Arendt“ zwar dem Vorwurf des Fernsehspielhaften aus, doch es sind gerade diese Diskussionen vom Disput mit ihrem Mann, ob der Prozess überhaupt legal ist, da Eichmann ja auf illegale Weise nach Israel entführt wurde, bis zur Frage über den Umgang mit dem Holocaust, die diesen Film spannend machen.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 15.5., 21.30 Uhr; Do 16.5., 19.30 Uhr