Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 09. Jän 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (10.1. - 16.1. 2014)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche Woody Allens „Blue Jasmine“, in dessen Mittelpunkt eine Frau steht, die durch die Verhaftung ihres als Investmentbanker arbeitenden Mannes, alles verliert. Im Lindauer Club Vaudeville steht „Goethe!“ auf dem Programm, in dem Philipp Stölzl jugendgemäß und spritzig-frech vom jungen Dichterfürsten erzählt.

Blue Jasmine: Nach seinen europäischen Filmen ist Woody Allen wieder in die USA zurückgekehrt, doch nicht in seine Heimatstadt New York, sondern an die Westküste und das als europäisch geltende San Francisco. Dorthin flüchtet Jasmine (Cate Blanchett), die in New York mit ihrem Gatten ein Leben in Luxus geführt hatte, bis dieser Investmentbanker wegen krimineller Geschäfte verhaftet wurde. Nun sucht Jasmine bei ihrer dem Kleinbürgertum angehörenden Adoptivschwester Ginger (Sally Hawkins) Unterschlupf, doch ihre Träume vom großen Reichtum kann sie nicht aufgeben. Da sie ihre Träume nicht der Realität anpassen kann, gleitet sie immer tiefer in eine psychische Krise.
Im Gegensatz zu seinen europäischen Filmen spart Allen die Sehenswürdigkeiten von San Francisco fast völlig aus und konzentriert sich darauf schnörkellos und dicht ein Drama zu erzählen, das unübersehbar Tennessee Williams Klassiker „A Streetcar Named Desire“ in die Gegenwart verlegt. Spielerisch lässt Allen mit Rückblenden Gegenwart und Vergangenheit aufeinanderprallen, macht die Fallhöhe sichtbar und zeichnet – auch wenn der Film durchgängig in warme Farben und warmes Licht getaucht ist – mit kaltem Blick ein vernichtendes Bild der High-Society. in der nur der schöne Schein zählt und gelogen und betrogen wird, was das Zeug hält. Doch auch das Kleinbürgertum wird hier nicht verklärt.
Getragen wird der bis in die Nebenrollen hinein perfekt besetzte Film aber eindeutig von der Australierin Cate Blanchett – oder genauer von ihrem Gesicht. In den zahllosen Großaufnahmen vermittelt sie das sorgenfreie New Yorker Luxusleben ebenso wie die an den neuen Verhältnissen zerbrechende Frau. Keineswegs ein Sympathieträger ist diese Jasmine, dennoch muss sie einem spätestens in der Schlusseinstellung leid tun.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 10.1., 22 Uhr

Goethe!: Filme über berühmte Personen erstarren leicht in Ehrfurcht vor den Porträtierten, wirken fad und akademisch – gerade im deutschen Kino. Erfrischend ist da schon, mit welcher Unbekümmertheit sich Philipp Stölzl („Der Medicus“) Johann Wolfgang von Goethe nähert.
In flotter Erzählweise vermittelt der deutsche Opern- und Filmregisseur das „Stürmen und Drängen“ des jungen Dichterfürsten (Alexander Fehling), lässt ihn mit dem Vater zusammenstoßen, der ihn drängt sein Jusstudium fortzusetzen statt zu dichten und eine erste Liebe erleben, die sich deutlich am Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ orientiert.
Das ist frech jugendgemäß inszeniert, überträgt die Lebensfreude Goethes und vor allem die der bezaubernden Lotte (Miriam Stein) auf den Zuschauer, ist heutig in der Sprache und bringt einem jungen Publikum das scheinbar Verstaubte näher. Das Tempo des Beginns kann Stölzl zwar nicht ganz durchhalten, Längen sind im schwermütigen zweiten Teil nicht zu übersehen und auch Moritz Bleibtreu als Gerichtsrat Kestner ist eine Zumutung. Dennoch kann man diesen poppig-spritzigen Film insgesamt, der sich in seiner ungewohnten Heranggehensweise an ein historisches Thema sichtlich an Sofia Coppolas „Marie Antoinette“ und Baz Luhrmans „Romeo und Julia“ orientiert, durchaus genießen.
Club Vaudeville, Lindau: Di 14.1., 20 Uhr