Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Walter Gasperi · 10. Jän 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (11.1. - 17.1. 2013)

Das TaSKino Feldkirch und das Filmforum Bregenz zeigen diese Woche Markus Imhoofs großartigen Dokumentarfilm „More than Honey“. Das Kino Madlen in Heerbrugg lädt mit Joe Wrights „Anna Karenina“ zu einem rauschhaften filmischen Fest ein.

More than Honey: Ausgehend von einem Schweizer Imker spürt Markus Imhoof, dessen Großvater selbst Imker war, dem weltweiten Bienensterben nach, gibt Einblick in die industrielle Arbeit mit Bienen in den USA, stößt in Wien auf einen Versand von Bienenköniginnen und in China auf eine Region, in der die Bienen ausgestorben sind und nun an ihrer Statt Menschen Obstbäume bestäuben.
In einer überlegten, nie überhasteten Mischung aus fantastischen Makroaufnahmen aus einer Wabe oder vom Bienenflug, Interviews und zurückhaltendem erklärendem Off-Kommentar deckt Imhoof in diesem mit Feingefühl, viel Übersicht und auch Liebe in fünfjähriger Arbeit hergestellten Dokumentarfilm die Folgen der Verwendung von Pestiziden auf, doch nie wird sein Film zum Pamphlet, bleibt ruhig und dennoch warnend. Eindringlich macht Imhoof bewusst, dass wir den kleinen und unscheinbaren Insekten ein Drittel der Nahrungsmittel verdanken und sie folglich mit Recht offiziell als das nach Kuh und Schwein wichtigste Wirtschaftstier Deutschlands gelten.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Mo 14.1. bis Do 17.1.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 16.1., 20 Uhr; Fr 18.1., 22 Uhr


Anna Karenina: Schon über 20 mal wurde Leo Tolstois 1877/78 erschienener Roman verfilmt. Greta Garbo spielte die Rolle der wohl berühmtesten Ehebrecherin der Literaturgeschichte ebenso wie Vivien Leigh und Sophie Marceau. Trotz der zahlreichen früheren Verfilmungen fand Joe Wright einen gänzlich neuen und ungewöhnlichen Zugang zum Stoff: Er verlegt das Geschehen weitgehend in ein Theater, nur manchmal öffnet sich der Raum nach hinten für Szenen in freier Natur.
Bewusst macht Wright mit dieser Bühne und dem Zuschauerraum nicht nur, wie sehr das Leben Kareninas sich auf einer Bühne abspielt und stets den Blicken der Gesellschaft ausgesetzt ist, sondern kann auch durch den Gang über eine Treppe oder durch eine Tür von einer Szene und einem Schauplatz zum nächsten wechseln. Großen Fluss und Drive entwickelt diese „Anna Karenina“ durch die für Wright typischen langen Plansequenzen mit weit ausholenden Kamerafahrten (Kamera: Seamus McGarvey) vor allem am Beginn und zieht den Zuschauer unmittelbar ins Geschehen hinein. Ein Rausch der Farben und der Kostüme entfaltet der Brite, der an Baz Luhrmanns „Moulin Rouge“ erinnert: Jede Einstellung strebt nach Schönheit und will dem Zuschauer die Augen übergehen lassen.
So raffiniert freilich die Idee mit dem Theater und so grandios die Oberflächenreize sind, so nützt sich der zunächst verblüffende und begeisternde Effekt der Theaterbühne mit zunehmender Dauer doch ab, da dieses Spiel nicht weiter getrieben oder variiert wird. Fast in den Hintergrund treten hinter der visuellen Opulenz die Figuren. Zauber versprüht dennoch Keira Knightley in der Titelrolle, stark ist Jude Law als ihr Gatte, während Aaron Taylor-Johnson als Wronski blass bleibt.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 14.1., 20.30 Uhr