Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 10. Apr 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (11.4. - 17.4. 2014)

Im Filmforum Bregenz läuft diese Woche die Diderot-Verfilmung „La Religieuse - Die Nonne“, im TaSKino Feldkirch steht die schauspielerisch starke Leinwandadaption von Tracy Letts´ mit dem Pulitzerpreis ausgezeichneten Dramas „August: Osage County - Im August in Osage County“ auf dem Programm.

La Religieuse – Die Nonne: Mehrfach wurde Denis Diderots 1792 erschienener Roman über die Leidensgeschichte einer jungen Frau, die von ihren Eltern gegen ihren Willen in ein Kloster gesteckt wird, schon verfilmt
Rief aber 1966 Jacques Rivettes Verfilmung noch einen Skandal hervor, so wird – die Zeiten haben sich seither geändert - an der Neuverfilmung von Guillaume Nicloux kaum jemand Anstoß nehmen. Ganz klassisch, ohne Modernismen und Mätzchen erzählt der Franzose sehr konzentriert die Geschichte der jungen Frau. Beklemmend vermittelt er in den sorgfältig kadrierten und ausgeleuchteten, aber immer engen und geschlossenen Bildern des Klosterlebens die Zwänge, denen das Individuum hier unterworfen ist. Spürbar wird förmlich, was Freiheit bedeutet, wenn Nicloux nach Suzannes Flucht stille Landschaftstotalen aneinanderreiht.
Getragen wird diese Literaturverfilmung aber nicht nur von der strengen filmischen Form, sondern auch von einem starken Ensemble. Eindringlich verkörpert die junge Pauline Etienne mit zurückhaltendem Spiel Suzanne, Martina Gedeck macht aus der Nebenrolle von Suzannes Mutter eine Hauptrolle und weit hinaus lehnt sich Isabelle Huppert bei der Darstellung der lesbischen Oberin. An der Grenze zur Lächerlichkeit ist eine Szene, in der sie zu Suzanne ins Bett steigt, aber Huppert gelingt es dabei auch erschütternd Verzweiflung und Sehnsucht nach körperlicher Nähe zu vermitteln.
Die Kunst Niclouxs besteht aber auch darin, dass er gerade durch die Strenge der Inszenierung und den Verzicht auf Aktualisierung im historischen Gewand und am Einzelbeispiel zeitlos und universell Unterdrückungsmechanismen und Zwangssysteme anprangert und ein Plädoyer für die individuelle Freiheit führt.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 11.4., 22 Uhr

August: Osage County: Das Verschwinden des Vaters, der die Ehehölle mit seiner keifenden Frau nicht mehr ausgehalten hat, führt drei Töchter mit ihren Partnern im elterlichen Farmhaus in Osage County, Oklahoma zusammen. Bald stellt sich heraus, dass der Vater Selbstmord begangen hat. Beim Leichenschmaus rechnet die Mutter mit ihrer Familie ab, dass die Fetzen fliegen. Tochter Barbara, unübersehbar ein Kind ihrer Mutter, hält dagegen und teilt auch mächtig aus, aber auch lange gehütete Familiengeheimnisse werden gelüftet.
Die Verwendung eines Familientreffens als Katalysator ist aus Stücken wie Tennessee Williams´ „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ oder Filmen wie Thomas Vinterbergs „Das Fest“ hinlänglich bekannt. Mit Überraschungen kann Tracy Letts´ 2008 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnetes Stück folglich kaum aufwarten, und auch die Regie von John Wells sprüht nicht gerade vor Einfallsreichtum.
Aber eindrucksvolles Schauspielerkino bietet dieses Familiendrama allemal. Da zeigen Meryl Streep als pillensüchtige und krebskranke Mutter und Julia Roberts als ihre Tochter nicht nur, wie sie sich verbal fertig machen und ihren Lebensfrust auskotzen können, sondern präsentieren sich auch körperlich in den zahlreichen Nah- und Großaufnahmen für einmal nicht top gestylt, sondern von ihrer hässlichen Seite. Zurecht wurden beide für ihre Leistungen für einen Oscar nominiert, Streep schon zum 18. Mal, Roberts erstmals seit ihrem Oscar-Gewinn mit „Erin Brockovich“ vor 13 Jahren und insgesamt zum vierten Mal.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Mo 14.4. bis Fr 18.4.